Spaziergang im Wald

Promenadologie – ein abgefahrener Studiengang

Das Spazierengehen hat während der Corona-Pandemie eine wahre Renaissance erlebt. Mehr oder wenig freiwillig ist es in den vergangenen Monaten vermutlich zur Lieblingsbeschäftigung vieler Deutscher geworden. Wer möchte, kann sich sogar im wissenschaftlichen Rahmen damit auseinandersetzen – es heißt dann nur Promenadologie und ist etwas umfangreicher, als der Name vermuten lässt. 

Martin Schmitz ist Dozent an der Kunsthochschule Kassel und unterrichtet unter anderem das Fach Promenadologie. Er selbst studierte den Orchideenstudiengang in der Schweiz unter Lucius Burckhardt, dem Begründer der Spaziergangswissenschaft. Burkhardt wuchs vor dem Hintergrund einer kommenden Automobilwelle auf. Als in den 80er Jahren die Verkehrsstruktur ausgebaut war und die Mobilität deutlich zugenommen hatte, sah er eine steigende Geschwindigkeit der Fortbewegung und fragte sich, wie das die Wahrnehmung des Menschen beeinflusst. „Er verknüpft Mobilität mit unserer Wahrnehmung und der Rückkopplung auf das Planen und das Bauen (von Städten, Anm. d. Red)“, erklärt Schmitz im Podcast „Smarter Leben.“ 

Jede Generation nimmt Landschaft unterschiedlich wahr

Durch die schnelle Fortbewegung werden die Abstände, in denen Menschen Landschaft bewusst wahrnehmen, größer, wodurch das allgemeine Erscheinungsbild der Landschaft in den Köpfen immer abstrakter wird. Gleichzeitig werden wir mit unzähligen künstlichen Landschaften konfrontiert – sei es in der Werbung, auf Gemälden oder in Filmen. Dadurch stellt sich eine gewisse Erwartungshaltung ein. „Wir sehen das, was wir gelernt haben zu sehen“, fährt Schmitz fort.