Wer sind eigentlich die Proud Boys?
Nach der Präsidentschaftswahl in den USA und dem bestätigten Wahlsieg Joe Bidens kommt es momentan an vielen Orten zu Auseinandersetzungen zwischen Demokraten und radikalen Trump-Anhängern, die auch während des Wahlkampfes bereits mehrfach ihre Gewaltbereitschaft unter Beweis gestellt hatten. Eine Organisation, die in diesem Kontext besondere mediale Aufmerksamkeit genoss, sind die sogenannten Proud Boys. Aber wer steckt hinter dieser Gruppierung und wie konnte sie in Amerika so populär werden?
Die Proud Boys, zu Deutsch „stolze Jungs“, wurden im Jahr 2016 von Gavin McInnes gegründet. Der rechtsextreme schottisch-kanadische Autor und Comedian, der Muslim*innen als „dumm“ und Gewalt als die Lösung für alles bezeichnet, gab seinen Vorsitz jedoch vor knapp zwei Jahren an den Afro-Kubaner Enrique Tarrio ab. Seitdem sorgt dieser für die Organisation der selbsternannten, rechtspopulistischen Miliz. Wie der Name schon sagt, haben Frauen bei den Proud Boys keinen Platz – die Gruppe rekrutiert vor allem 15- bis 30-jährige Männer, welche vor der offiziellen Aufnahme eine Reihe von Initiationsriten durchlaufen müssen. Dazu zählt unter anderem die Teilnahme an einer Schlägerei – einfach, weil das zum Leben eines echten „Proud Boys“ nun mal dazu gehört. Außerdem müssen die Mitglieder sich ein Tattoo stechen lassen und versprechen, nicht öfter als einmal monatlich zu masturbieren.
Klingt etwas abgedreht? Ist es auch. Die hemmungslose Demonstration von „Männlichkeit“ steht im Zentrum der Proud-Boys-Ideologie – die Mitglieder sehen sich als stolze Patrioten, die ihr Land gegen die angebliche Verdrängung von westlichen Idealen verteidigen müssen. Antifaschistische und sozialistische Denkweisen haben in ihrer Welt ebenso wenig Platz wie Feminismus und Gleichberechtigung, stattdessen befürworten sie Waffen, Gewalt und Nationalismus. Auch wenn die Gruppierung immer wieder bestritten hat, rassistisch orientiert zu sein, deutet vieles auf das Gegenteil hin: Seit ihrer Gründung haben die Proud Boys an einer Reihe von rechtspopulistischen Protesten wie der „Unite the Right“-Rallye in Charlottesville mitgewirkt, auch im Zuge der Black-Lives-Matter-Bewegung positionierten sie sich klar gegen die Forderungen der Demonstrierenden. Die Diskussion über kontroverse Denkmäler in den Vereinigten Staaten bezeichnen sie als Verschwörung linksorientierter Bürger*innen, die so versuchen würden, die amerikanische Geschichte zu zerstören.