Leerer Einkaufswagen

„Quiet Hour“ im Supermarkt: In Ruhe einkaufen? 

Das Konzept 

Während der stillen Stunde, die an einem festen Zeitpunkt in der Woche stattfindet, wird das Licht im Laden gedimmt, die Musik ausgeschaltet und das Piepen der Kassen leiser gestellt. Auch die Lautstärke der Durchsagen wird verringert. Zudem soll sich weniger Personal in den Gängen befinden, insbesondere keins, das selbst Wägen durch die Gänge schiebt und Produkte in die Regale einsortiert. Die Idee existiert bereits seit ein paar Jahren und lässt sich auf eine Supermarkt-Mitarbeiterin mit autistischem Kind zurückführen. 

Inklusion im Kapitalismus 

Warum Supermärkte so aufgebaut sind, wie sie es eben sind, scheint in vielerlei Hinsicht auf der Hand zu liegen: Die günstigeren Artikel stehen im untersten Regal, während die Markenprodukte auf Augenhöhe zu finden sind. Die Durchsagen mit dem tagesaktuellen Angebot erinnern uns daran, dass wir vielleicht doch noch ein paar reduzierte Hackbällchen haben wollen. Das Licht scheint so auf das Gemüse, dass es so frisch wie möglich aussieht. Die Gänge führen uns von einem Produkt zum nächsten, lassen uns an den Regalen länger verharren. Mit der Musik soll es sich nicht mehr wie eine Aufgabe, sondern wie ein Erlebnis anfühlen. All das mit dem Ziel, die Kund*innen so lange wie möglich zu beschäftigen und möglichst viel von ihrem Geld einzubehalten.

Klar, dass da ein Konzept wie das der Stillen Stunde kein Kassenschlager zu werden verspricht. Aber könnte man die Idee nicht trotzdem in die Zukunft des Einkaufens einbauen? Die „Quiet Hour“ findet zumindest auf Social Media bereits Anklang. Kritik wird hier eher dahingehend geäußert, dass die Stille Stunde zu kurz sei oder zu einem Zeitpunkt stattfinde, an dem sich die meisten Menschen an ihrem Arbeitsplatz befinden.  

Aktuell bewegt sich etwas: Beispielsweise Autismus oder ADHS werden nicht mehr totgeschwiegen, sondern sichtbar gemacht. Immer mehr Menschen machen auf Probleme in einem Alltag aufmerksam, der für sie nicht inklusiv gestaltet wurde. Diese Menschen würden ein Angebot wie die Stille Stunde wohl ohne zu zögern annehmen. Die aktive Nachfrage hierzulande kann jedoch erst dann gemessen werden, wenn man das Konzept auch großflächig umsetzt.  

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Bildquelle: Pixabay via Pexels; CC0-Lizenz (Bild zugeschnitten)