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R.I.P. Facebook – Ein (fiktiver) Nachruf

Was wäre, wenn Facebook verschwinden würde? Es ist nicht anzuzweifeln, dass Facebook sich mit dem Kauf von Instagram und WhatsApp ein Monopol aufgebaut hat im Social Media Imperium. Doch nach all den Skandalen beginnt dieses zu wackeln, und keiner weiß, wie lange es noch halten wird. Wie würde Facebook „sterben“? Und wer wäre bei der Beerdigung dabei? Ein kleines Gedankenexperiment.

 

Facebook hätte es so gewollt

 

Wahrscheinlich würde Facebook niemals wirklich abgeschalten werden, wie etwa lokalisten.de. Aber wenn doch, wäre die Beerdigung wahrscheinlich ziemlich groß, und würde auch per Livestream übertragen werden, während Millionen Menschen von zuhause aus mitgucken – es geht schließlich nicht jeden Tag ein Imperium zugrunde.

Anfangs herrscht noch betretenes Schweigen, sowohl unter den Angehörigen als auch unter den Gästen. Es war ein langsames Fortschreiten des Unaufhaltsamen gewesen, aber die Menschen scheinen doch sehr geschockt über den Tod. Mark Zuckerberg läuft umher und versucht, verwirrt noch etwas gerade zu biegen, ein neues Dating-Feature einzubauen – doch es ist zu spät.

Der Untergang eines Mediums ist nur schwer zu verkraften, MySpace-Gründer Thomas Anderson und Chris DeWolfe können davon ein Lied singen. Doch dass diese beiden tatsächlich an der Beerdigung teilnehmen würden, damit hätte keiner gerechnet. Die meisten dachten, dass die Plattform schon längst tot sei, sie ist aber einfach nur in eine Midlife-Crisis geraten und in der Versenkung verschwunden. Huch, es geht los! Der Pfarrer trägt einen blauen Anzug, eine nette Geste. Facebook hätte sich gefreut.

 

Gästeliste Deluxe

 

Viele Menschen und soziale Medien haben sich versammelt, um Trost und Anteilnahme zu spenden. Die Google Gründer Larry Page und Sergey Brin sind ebenfalls da. Die beiden wissen wie wichtig in diesen Momenten Anteilnahme ist, da sie Zuckerbergs Schmerz wahrscheinlich noch gut nachempfinden können, nachdem Google+ so miserabel in die Schlucht der Vergessenheit geraten ist. Facebook und Google waren gute Freunde, in Zeiten des digitalen Stalking gingen sie oft Hand in Hand.

Wir können einen Blick auf WhatsApp erhaschen, Adoptivkind von Facebook. WhatsApp ist sichtlich erschüttert, hält sich aber ganz gut auf den Beinen. Die beiden hatten ein sehr enges Verhältnis, auch schon vor der Adoption. Sie haben sich alles erzählt und alles miteinander geteilt, Geheimnisse waren ein Fremdwort zwischen ihnen.

Auch Instagram und Snapchat sind gekommen, um ihren Respekt zu erweisen, im Gegensatz zu anderen wirken sie jedoch sehr gefasst. Snapchat wird von Instagram im Rollstuhl geschoben, sieht schwach und kränklich aus. Die fallenden Aktienwerte sind ihm wohl nicht allzu gut bekommen. Man munkelt, Snapchat sei nur aus reiner Missgunst gekommen, immer noch rachgierig und voller Hass. Denn zu tief sitzt der Dorn, dass Facebook einfach sein zentrales Element – die Stories – geklaut und kopiert hat. Und auch bei Instagram und Facebook lief nicht alles rund. Seit klar wurde, dass die Instagram-Gründer Facebook verlassen möchten und sich abnabeln wollen, ist die Stimmung frostig geworden zwischen ihnen.

Ein paar Megabyte weiter sehen wir, dass auch das EU-Parlament gekommen ist und aus weiter Ferne mit versteinerter Miene zuguckt. Vor nicht allzu langer Zeit haben Facebook und das Parlament im Clinch gelegen, sie hatten kein besonders gutes Verhältnis. Generell steht die EU auf Kriegsfuß mit dem Internet, obwohl eigentlich keiner wirklich genau weiß, warum.

 

Trauer – aber auch Hoffnung

 

Die Rede wird natürlich von Zuckerberg gehalten. Seine Frau steht stillschweigend daneben. Zuckerberg macht uns Mut, er spricht uns gut zu und meint, dass wir in solch schwierigen Zeiten zusammenhalten müssen.

Das war’s auch schon, die Zeremonie ist vorbei. Im Großen und Ganzen ist jeder erleichtert, es hinter sich gebracht zu haben. Jetzt geht es an den Leichenschmaus, und es wird ordentlich aufgetischt. Pinterest hat sich für das Catering bereiterklärt, und serviert den Gästen einiges an gut retuschierten Foodporn-Bildern. Schmecken tut es aber insgeheim niemandem. Das Totenmahl ist dazu gedacht, um sich an den Verstorbenen zu erinnern und Anekdoten zu erzählen, und wir hören einiges, nicht nur gutes. Denn mal ganz ehrlich: Facebook ist gerade in letzter Zeit oft eine Enttäuschung gewesen. Wenn es mal wieder unsere Geheimnisse weiterplaudert, uns überwachen lässt, die Präsidentschaftswahlen der USA beeinflusst und seine Datenanalysten in den finanziellen Ruin treibt: es war definitiv nie einfach zwischen uns.

Wir hatten zwar alle kein gutes Verhältnis zueinander, aber wir haben uns auch immer irgendwie gegenseitig gebraucht. Und natürlich müssen wir uns auch an Facebooks gute Seiten erinnern. Es hat uns dabei geholfen, uns mit Menschen zu connecten und sie zu stalken, Monsterpartys zu veranstalten und uns an Geburtstage fremder Menschen zu erinnern. Facebook hinterlässt ein gigantisches Vermächtnis und riesige Fußabdrücke, und wir wissen nicht, wer sie füllen wird – sollte die Plattform sich tatsächlich immer weiter ins Abseits schießen. Wir sind gespannt.

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Bildquelle: Pexels unter CCO Lizenz