Nika Irani

Nika Irani tritt #Deutschrapmetoo-Welle los

Falschanschuldigungen sind außerdem nicht so weit verbreitet, wie man oft meint, denn sie machen nur ein Bruchteil der tatsächlichen Vergewaltigungen aus – gerade einmal drei Prozent. Das heißt im Umkehrschluss, dass 97 Prozent aller Vergewaltigungen auch wirklich stattfinden. Die drei Prozent sind zwar umstritten, weil durchaus auch eine höhere Dunkelziffer an Falschanschuldigungen vermutet wird, jedoch gilt das ebenso für alle nicht zur Anzeige gebrachten Vergewaltigungen. Denn wer sich im eigenen Umfeld mal umhört, weiß gerade als Frau, dass unzählige (!) sexuelle Übergriffe und eben auch Vergewaltigungen nicht zur Anzeige gebracht werden, weil man zu oft weiß, dass die Beweislage nicht ausreicht – wie auch, wenn zwei Menschen in einem Raum waren und Aussage gegen Aussage steht?

Es verwundert daher nicht, dass auch Nika sich zunächst dazu entschlossen hat, die (mutmaßliche) Vergewaltigung nicht zur Anzeige zu bringen, sondern „lediglich“ eine öffentliche Entschuldigung des Rappers forderte sowie die Förderung von Präventionsmaßnahmen seinerseits. Sie meinte, dass sie das Gespräch mit ihm gesucht hat und eine Entschuldigung von ihm einforderte, sowie die Bereitschaft, an seinem Verhalten zu arbeiten. Dies tat er jedoch nicht. Stattdessen meldete er sich zu den Vorwürfen erst am Freitag mit einem Beitrag und samstags mit einer Story, in der er jeweils alle Vorwürfe abstreitet – er habe niemanden vergewaltigt. Stattdessen erhebt er jetzt Anklage gegen Nika und fragt sie in seiner Story: „Weißt du eigentlich, was das bedeutet, jemanden vergewaltigt zu haben? (….) Wie kannst du mich jetzt einfach in dieser Welt so aussehen lassen, als hätte ich dich vergewaltigt? Ich lass das nicht zu!“.

Bild: CATALEYA ED1TION (@samra) • Instagram-Fotos und -Videos

Seine Reaktion ist ein klassisches Bespiel der oft angewandten Täter-Opfer-Umkehr, in der mutmaßliche Täter das Opfer zuerst diffamieren, das Geschehene relativieren und verharmlosen, sich dann als das eigentliche Opfer darstellen und zuletzt Vergeltung in Form einer moralischen und juristischen Strafe androhen. So auch im Fall von Nika. Diese stelle sich dem angekündigten Strafverfahren und sagt, genügend Beweise zu haben, da sie nach dem Vorfall einen Klinikaufenthalt hatte und einer Psychologin den Vorfall geschildert habe. Da jedoch hohe Anwaltskosten für den Prozess zu erwarten sind, wurde für Nika ein Gofundme eingerichtet, um sie im Strafprozess zu unterstützen. Dass sie ihn nun doch auch anzeigen will, begründet sie damit, dass sie den Schritt nicht für sich gehe, sondern für alle – für eine sichere Zukunft und um für eine angenehmere Gesellschaft zu kämpfen.