Fluechtlinge-Rassismus-Griechenland-Toleranz

Alltagsrassismus: ein beständiges Problem

Ein Kommentar von Daniel Guggeis

Der Pegida-Ableger Nügida will am kommenden Montag vor einem Nürnberger Flüchtlingsheim protestieren. Dort sind vor allem schwer traumatisierte und schwerkranke Flüchtlinge untergebracht, wie der bayrische Flüchtlingsrat berichtet. Der Sprecher des Flüchtlingsrats kritisiert die Stadt Nürnberg scharf, da gerade dieser Versammlungsort für die Demonstration zugelassen wird.

Demonstrationen wie die in Nürnberg zeigen, dass Rassismus in Deutschland immer noch allgegenwärtig ist. Es werden zwar weniger Teilnehmer, dennoch zeigt sich weiterhin die fiese Fresse des Rassismus. Zum Beispiel durch die „Bild“-Zeitung, die seit Wochen gegen Griechenland hetzt. Höhepunkt der Dreistigkeit war die Selfie-Aktion, die zu Recht auch vom DJV gerügt wurde.

Aber nicht genug:  Die dreiste Hetze der „Bild“ hat wie so oft seine Folgen und so hat ein Betreiber eines griechischen Restaurants in Düsseldorf einen anonymen Hass-Brief bekommen, der auf Facebook für große Empörung gesorgt hat.

Schaffner wird handgreiflich gegenüber Flüchtling

 

Vor kurzem sorgte ein Ereignis in Niederbayern ebenso für Aufregung in den sozialen Medien. Ein Schaffner hat einen Asylbewerber aus dem Zug geworfen und ist dabei handgreiflich geworden, berichtet der Bayerische Rundfunk. Dabei haben dem Schaffner zwei weitere Bahnfahrer geholfen. Der im Landkreis Regen untergekommene Asylbewerber hat laut Pressemitteilung des privaten Bahnunternehmens Länderbahn sein Ticket unleserlich unterschrieben. Das Ticket war nach Ansicht des Schaffners also ungültig. „In solchen Fällen ist zunächst ein erhöhtes Beförderungsentgelt zu erheben, in letzter Konsequenz die Bundespolizei hinzuzuziehen. Bedauerlicherweise wurden diese Vorgaben nicht eingehalten“, heißt es in der Pressemitteilung. Die wohl nicht zu klärende Frage ist: War der Schaffner nur schlecht gelaunt und wäre zu jedem Gast so unfreundlich gewesen? Oder steckt ein Fünkchen Rassismus dahinter und er hätte bei einem Deutschen anders reagiert?

„Du sprichst aber gut Deutsch.“

 

Auffällig ist im Alltag, dass Menschen mit schwarzer Hautfarbe häufiger als Weiße kontrolliert werden. Für diese Behauptung stand manch einer übrigens schon wegen Beamtenbeleidigung vor Gericht, wie die taz berichtet. Der Alltagsrassismus zeigt sich eben nicht nur durch gewalttätige Übergriffe, wie zuletzt in Dresden – wo bei der letzten Pegida-Demo versucht wurde, ein Protestlager von Flüchtlingen zu stürmen – oder Dortmund – wo ein Fackelzug vor einem Asylheim stattgefunden hatte. Oft passier es nur beiläufig und unbewusst. Gerade das macht ihn aber so machtvoll und besorgniserregend. Dieser Rassismus wird oft einfach verleugnet oder nicht wahrgenommen. Egal ob rassistische Rufe im Fußballstadion, eine Zurückweisung vor der Disko-Tür oder einfach nur der Satz „Du sprichst aber gut Deutsch.“ Der Alltagsrassismus ist sehr vielseitig in unserer Gesellschaft.

Mit dem Bayrischen Rundfunk sprach der Migrations-und Rassismusforscher Prof. Dr. Paul Mecheril über die Gefahren des Alltagsrassismus: „Mit einer Kategorie von Alltagsrassismus kann man sich meines Erachtens letztlich das Geschehen um die sogenannten NSU-Morde überhaupt erklären.“ Auch Politik und Behörden sind aus seiner Sicht von Rassismus nicht ausgeschlossen. Denn im Fall der NSU-Morde wurde schließlich erst gegen Ausländer ermittelt, dazu kam der als zu Recht als Unwort des Jahres 2011 verurteilte Begriff „Döner-Morde“. Vorurteile bei den Behörden haben also durchaus mitgeholfen, dass bei den NSU-Morden zunächst in die komplett falsche Richtung ermittelt wurde.

Rassismus fest verankert in der Mitte der Gesellschaft

Wie stark Rassismus in der Mitte der Gesellschaft verankert ist, hat nicht zuletzt die Mitte-Rechts Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung gezeigt. „Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet“, stimmten fast 80 Prozent der Studienteilnehmer zu. Mehr als 40 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die meisten Asylbewerber in ihrer Heimat nicht verfolgt werden. Angesichts der Ergebnisse der Mitte Rechts-Studie sind manche Phänomene wie Pegida nicht überraschend. Das gefährlichste wäre nun, den Alltagsrassismus zu ignorieren oder klein zu reden. Denn er ist weder das eine, noch das andere. Er ist allgegenwärtig. Und es liegt an jedem von uns, ihn zu überwinden.

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Bildquelle: Linke Bundestagsfraktion über CC BY 2.0