Generation Beziehungsunfähig: Rom-Com mit Herz und Tinder

ZEITjUNG: Du hast bereits einmal gesagt, dass du Frederick Lau und Luise Heyer schon von Beginn an in den Rollen für Tim und Ghost gesehen hast. Was war es, dass die beiden in deinen Augen für diese Rollen ausgezeichnet hat?

Helena: Frederick Lau stand recht früh fest, und mit Luise Heyer habe ich schon einmal in meinem Debütfilm „Einmal bitte alles“ zusammengearbeitet. Ich habe mich da einfach auf mein Bauchgefühl verlassen, dass die zwei das perfekte Match sind. Es gab noch nicht mal ein gemeinsames Casting. Ich wollte beide genauso in diesen Rollen inszenieren und habe die Figuren im Kopf für sie geschrieben. Ich bin immer noch unendlich dankbar, dass sie zugesagt haben. Freddy und Luise sind fantastisch. Sie sind das Herz des Filmes.

ZEITjUNG: Wie war es für dich wieder mit Luise zu drehen, dieses mal in neuer Rolle?

Helena: Ich fand es spannend, sie jetzt in einer ganz anderen Rolle zu inszenieren. Es ist ein riesiges Geschenk, wenn man noch mal zusammenarbeiten darf. Es ist so viel wert, wenn man sich kennt und auf einander verlassen kann. Ich habe noch ein paar neue Figuren im Kopf für sie (lacht).

Portrait: Helena Hufnagel © cocofilms

ZEITjUNG: Die einzelnen Charaktere stehen sinnbildlich für viele Menschen mit Bindungsängsten. Was war euch bei der Erschaffung der Protagonisten und ihres Umfelds am wichtigsten?

Helena: Ich spiele gerne mit Klischees, um sie dann zu brechen. Auf den ersten Blick hat der Film eine klassische Rom-Com-Struktur, dabei ist er letztendlich viel näher an der Realität dran, als man meinen mag. Ich habe versucht, viele Beobachtungen einzubeziehen, die ich in meinem eigenen Umfeld wahrnehme. Eine davon ist, dass es zum Beispiel viel schwieriger ist, sich an einem Sonntag Nachmittag zu verabreden und rumzuhängen – weil man dann nicht weiß, was „die Verabredung“ ist – als mit jemand fremdem einfach nur rumzuvögeln. Alle reden irgendwie über Beziehungen, aber scheinbar will niemand eine haben. Jeder will sich nur daten. Single sein ist ein Lifestyle geworden. Es gehört ja auch super viel Mut dazu, sich von anderen verletzbar zu machen. Das haben wir versucht den Figuren mitzugeben.

Wichtig war Hilly und mir auch, dass der Film keine Sozialstudie über eine Generation ist. „Beziehungsunfähig“ wird ja oftmals als Ausrede benutzt, um das eigene Dating-Verhalten zu rechtfertigen, sich nicht festlegen zu müssen, keine falschen Erwartungen zu erzeugen. Damit ist aber keine echte Bindungsangst gemeint, die es ja auch gibt. Es geht viel eher darum, dass die Figuren in ihrer jetzigen Lebensphase keine Beziehung wollen. Der Film könnte genauso gut „Generation Beziehungsunwillig“ heißen. Jede Figur im Ensemble hat einen unterschiedlichen Bezug zum daten oder zu Beziehungen.