Generation Beziehungsunfähig: Rom-Com mit Herz und Tinder

ZEITjUNG: Herzlichen Dank für deine Zeit, dein Film erscheint ja heute im Kino.

Helena: Ich freue mich riesig darüber. Es ist auch echt unglaublich, dass der Film überhaupt ins Kino kommt. Zwischendurch hatte ich immer Zweifel, ob es wegen der Pandemie wirklich klappt.

ZEITjUNG: Corona hat ja auch schon euren Dreh durcheinander gebracht, nicht wahr?

Helena: Es war der Horror, ehrlich gesagt. Zum Drehstart im Februar 2020 in Köln dachten wir noch, dass ein Dreh parallel zu Karneval unsere größte Herausforderung wird. Tja dann kam Corona. Während die ersten Pandemie-Meldungen kamen, war schon eine deutliche Anspannung im Team zu spüren: Darf man sich jetzt noch umarmen? Wie lange können wir noch drehen? Irgendwann wurde uns dann die Drehgenehmigung – so wie überall – entzogen. In der dreimonatigen Drehpausen mussten wir das bereits angedrehte Drehbuch auf Corona-Bedingungen hin kürzen. Das ist super heftig und auch ein komisches Gefühl, weil man eigentlich schon in einem „Drehmodus“ ist und dann sitzt man wieder am Schreibtisch vor dem Drehbuch. Ohne die Kürzungen wäre der Film bestimmt zehn Minuten länger gewesen. Und nach drei Monaten konnten wir endlich – unter total strengen Sicherheitsmaßnahmen – weiterdrehen. Boa war ich da erleichtert. Es hat sich eine unglaubliche Dankbarkeit im Team breit gemacht, dass wir überhaupt wieder arbeiten durften, und gemeinsam am Set stehen. Das ist ja absolut nicht selbstverständlich. Und es waren alle total ausgeschlafen und motiviert. Beispielsweise hatte ich noch nie so engagierte Komparsen am Set (lacht). Wir haben eine Party-Szene gedreht, und alle haben exzessiv getanzt. Die Clubs hatten ja da schon 4 Monate zu. Wir hatten noch mindestens sechs Stunden Dreh vor uns. Deswegen ich so: „Ihr könnt kurz Pause machen, ihr seid grad nicht im Bild“, aber alle schauen mich total entgeistert an: „Doch doch! Wir feiern weiter.“ Es hatte einfach jeder richtig Bock.

ZEITjUNG: Der Film ist inspiriert von dem titelgebenden Sachbuch von Michael Nast. Wie schwierig war da die Adaption als Spielfilm?

Helena: Der Bestseller hat vor 6 Jahren einen Nerv getroffen. Aber es ist super tricky, ein Sachbuch zu verfilmen, dem eine Geschichte fehlt, die es für einen Film braucht. Meine Co-Autorin Hilly Martinek und ich haben uns also den Titel und das Thema genommen und eine eigene Geschichte kreiert. Da hat es gut gepasst, dass ich schon immer gerne einen Liebesfilm für diese Generation erzählen wollte.

ZEITjUNG: War das auch eine Sache, die dich an dem Projekt gereizt hat?

Helena: Ja, absolut. In einer Zeit, in der die eigene Freiheit, Individualität und Unverbindlichkeit so eine große Rolle spielen, ist eine Liebesgeschichte allerdings eine echte Herausforderung. Ich fand es reizvoll, dass Titel und Story dann auch so schön aufeinanderprallen. Im Gegensatz zu dem Sachbuch, das vor allem den Hype um Dating-Apps wie Tinder aufgreift, haben wir die Hauptfiguren bewusst ans Ende ihrer Tinder-Karriere gesetzt. Ich finde es spannend, Figuren im Umbruch zwischen Lebensphasen zu erzählen.