Bauch-Gefühl-Entscheidung

Eine Liebeserklärung an: Das Bauchgefühl

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Du bist mein Wegweiser im Urwald von Möglichkeiten, mein Stopp-Schild vor einem adrenalingesteuerten, viel zu gefährlichen Sprung von einer Klippe und meine Leiter aus dem Loch einer schlechten Beziehung. Du bist da, wenn mich alle Logik und alle Rationalität verlassen hat. Wenn mein Verstand nicht zu gebrauchen ist und alle anderen Gefühle verrückt spielen, bist du die letzte Instanz. Und dafür habe ich dir bisher nie gedankt. Bauchgefühl, ich liebe dich.

Meinem Bauch verdanke ich viel Gefühl. Er ist ab und zu mit Schmetterlingen oder Flugzeugen und manchmal auch mit Wut gefüllt. Wenn jemand viel von mir wissen will, fragt er ein Loch hinein. Wenn ich mir Sorgen mache, liegt mir etwas schwer im Magen oder es dreht ihn gleich ganz um. All das passiert in meiner Körpermitte. Die Gefühle haben sich da eingenistet. Nur so können sie bei mir Übelkeit und Appetitlosigkeit verursachen. Das haben sie schlau angestellt, denn würde ich keine körperlichen Beschwerden spüren, würde ich sie vielleicht ignorieren.

Doch du, liebes Bauchgefühl, bist anders. Du bist nicht so laut und vehement. Du bist nicht so irrational wie manche Ängste, sondern angebracht, und hilfst mir, mich richtig zu entscheiden.

 

Du triffst die richtige Entscheidung

 

Wikipedia sagt, „Intuition ist die Fähigkeit, Einsichten […] zu erlangen, ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes.“ Der Kopf hat also Sendepause. Du emotionale Intelligenz, wie du in der Psychologie auch genannt wirst, bist manchmal so viel intelligenter als mein Kopf. Mit dir kann ich die wirklich wahren, für mich allein richtigen Entscheidungen treffen. Denn der Verstand lässt sich gerne täuschen und ablenken von Gedanken, die noch nicht einmal wahr sind. Er denkt: „Maria hat gesagt, du wirst niemals erfolgreich. Vielleicht hat sie recht.“ Für den Verstand spielt all das eine Rolle, was an Einflüssen und Eindrücken auf mich einprasselt. Der Verstand nimmt mein Außen wahr und du mein Innen. Deshalb bist du so viel zuverlässiger.

Mein Kopf zählt mir hundert Gründe auf, sowohl dafür als auch dagegen. Du hast keine Gründe. Dein Argument bist du selbst. Du entstehst da irgendwo in meiner Bauchgegend und wenn du es schaffst, auf dich aufmerksam zu machen, brauchst du keine Überredungskunst mehr. Weil du dich von all den äußeren Faktoren nicht täuschen und ablenken lässt. Die siehst du gar nicht – vielleicht auch, weil der Kopf die Augen hat und nicht du. Und das ist besser so, denn so kann ich dir vertrauen.

Keine Entscheidung, die ich mit deiner Hilfe getroffen habe, bereue ich. Und trotzdem überhöre ich dich noch zu oft. In meiner letzten Beziehung hast du schon eine Weile deine Hand gehoben und leise geschrien. Du wusstest weit vor mir, dass das eventuell doch nicht der Kerl ist, mit dem ich ins Ausland gehen und mir ein gemeinsames Leben dort vorstellen sollte. Doch ich habe ignorant deine Hand übersehen und dein Schreien überhört. Aus Liebe und aus Angst. All die irrationalen Gefühle sind leider meistens lauter als du. Von ihnen lasse ich mich zu Entscheidungen verleiten, die ich im Nachhinein bereue. Und wenn ich es dann wage, mich genau zu erinnern, tut es weh, weil mir bewusst wird, dass du da warst.

 

Auch du fühlst dich nicht immer gut an

 

Natürlich fühlst auch du dich nicht immer nur gut an. In meiner letzten Beziehung warst du lange nicht mehr dieses ultraleichte Schwebegefühl, das mich zu Beginn von ihm überzeugte. Viel eher hast du dich nach einer Mischung aus Ziegelsteinen und Bienenstichen angefühlt. Du musst mir ja irgendwie signalisieren, was ich tun und was ich lassen soll. So bist du. Du erzählst mir nichts von Argumenten, du schleichst dich leise an und fühlst dich dann irgendwie an – entweder gut oder schlecht, entweder richtig oder falsch. In etwa so, wie es Annett Louisan in ihrem Lied „Das Gefühl“ beschreibt: „Es beschleicht mich wieder das Gefühl, fragt mich leise, was ich wirklich will“. Du konfrontierst mich mit der Frage und gibst mir dann die Antwort.

 

Du bist populär

 

Du wirst immer populärer. Zum Glück, du hast dir die Beachtung echt verdient. In dem Achtsamkeitsruck, der gerade durch die Gesellschaft geht, spielst du eine große Rolle. Da spielt alles eine Rolle, was in unserem Inneren so abgeht. Das ergibt auch Sinn, denn erst wenn ich achtsam bin, kann ich dich und das alles hören. All das, was mein Kopf wegrationalisiert und wegargumentiert. Endlich zählen mal nicht nur Logik und Verstand, sondern auch Gefühl und Intuition. Meditation und Yoga können dabei helfen, aber deine Antworten kann ich auch so hören, wenn ich will.

Ob mitten im Urwald, an einer Klippe oder in einem tiefen Loch – du holst mich immer da raus, wenn ich dich nur sprechen lasse. Zwischen Panik und Adrenalin fehlt manchmal dieser Moment Ruhe, der dich laut werden lässt. Aber du hast mich noch nie enttäuscht. Deshalb verspreche ich dir, ab jetzt für mehr Stille zu schaffen, die du mit deiner Stimme füllen darfst. Denn das bin ich dir schuldig.

 

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Bildquelle: Pexels unter CC0 Lizenz