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Rumänien wollte die Ehe für alle verbieten – aber keinen hat’s gejuckt

Die Ehe für alle feierte hierzulande ihr einjähriges Jubiläum – Grund zum Feiern. Den haben ein paar Kilometer südwestlich von uns die Rumänen auch, aber eher aus einem Fall der Kategorie „Glück im Unglück“. Rumänien hat bisweilen mit schwerwiegenden Problemen zu tun, was vielleicht auch mit seinem Status als Schwellenland zu tun hat. Korruption, Amtsmissbrauch und marode Infrastrukturen sind nur ein Bruchteil davon. Und was macht die regierende Partei? Sie richtet ein Votum ein, das ihre gesellschaftliche Entwicklung um Jahre zurückwerfen würde: ein Verbot der Ehe für alle. Unterstützt wurde dieses Vorkommen von christlichen Fundamentalisten, der regierenden sozialdemokratischen Partei PSD und der orthodoxen Kirche. Was daran ist jetzt Grund zum Feiern?

 

Die Wahlen sind vorbei – wie ist das Ergebnis?

 

Das Referendum wurde angestrebt, um das Verbot der Ehe für alle in der Verfassung festzulegen. Und keinen hat’s interessiert. Von allen wahlberechtigten Rumänen sind gerade mal knapp 20 Prozent zur Wahl erschienen – zu wenig. Denn mindestens 30 Prozent müssen gewählt haben, um ein Referendum als gültig zu erachten. Bis jetzt war die Ehe in der Verfassung noch geschlechtsneutral als Bündnis zwischen „Ehegatten“ definiert worden. Die Regierung wollte das nun in „Mann und Frau“ ändern. Homosexualität ist in Rumänien noch schwer stigmatisiert und ist erst seit 2001 nicht mehr strafbar. Vielleicht war das die Richtung, die die Regierung angestrebt hatte, aber das Land wird dem Thema gegenüber immer offener. Die Bucharest Pride verzeichnete dieses Jahr so viele Teilnehmer wie noch nie, und liberale Parteien riefen zu einem Boykott des Votums auf. Die Bevölkerung hat wohl keine Lust mehr, sich weiter täuschen zu lassen. Oder sie hat schlicht und einfach genug andere Probleme.

 

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz