Aktuelle Debatte: Brauchen wir den Rundfunkbeitrag?
„Lügenpresse! Lügenpresse!“ Das ist wohl die eine Parole, die auf keiner kleinen oder erschreckend großen PEGIDA-Versammlung fehlen darf. Leider scheint das Kampfmantra, das auf jenen Demos wohl auch nach dem x-ten Anstimmen noch auf eine Welle begeisterter Zustimmung stoßen wird, tatsächlich ein aktuelles, gesellschaftliches Grundgefühl widerzuspiegeln. Denn auch abseits von AfD-Parteitagen und Veranstaltungen rechtsgerichteter Bürger sinkt das allgemeine Vertrauen in die Medien. Die Zahlen sprechen für sich: Sogar selbsternannte Zeitungsgrößen wie die SZ oder FAZ mussten in den letzten Jahren erhebliche Verluste hinnehmen – und das liegt sicher nicht nur an der Innovation Online-Journalismus.
Neuregelung um dem Rundfunkbeitrag löst Protest aus
Auch eine Welle des Protests, die durch die Neuregelung des Rundfunkbeitrags im Jahr 2013 ausgelöst wurde, spricht Bände. Von nun an musste jeder Wohnungsinhaber 17,98€ Gebühr zahlen, egal ob es in diesem Haushalt überhaupt einen Fernseher gab oder nicht. Zwei Jahre später wurde die Gebühr zwar um 48 Cent gesenkt, doch das konnte die vielen aufgebrachten Bürger nicht mehr besänftigen.
Seit der Neuregelung werden die öffentlich-rechtlichen Sender am laufenden Band verklagt – von nicht fernsehenden Bürgern, die praktisch für Nichts zahlen, aber auch von Unternehmern, die mit mehreren Betriebsstandorten ein Vermögen hinblättern müssen. Auch diesen Mittwoch wird vom Bundesverwaltungsgericht wieder über Klagen gegen den Westdeutschen und Bayerischen Rundfunk verhandelt. Bislang haben die Sender zwar alles gewonnen – doch der gesellschaftliche Unmut über die unbeliebten Beiträge wächst. Viele stellen sich mittlerweile die Frage, ob dem Bürger damit nicht einfach eine weitere Steuer abgezwackt wird.
Natürlich ist es äußerst ungünstig, Rundfunkgebühr zahlen zu müssen, wenn man nicht mal einen Fernseher besitzt. Vor allem in Studenten-WGs bedeutet das oft unnötigen, zusätzlichen Ärger. Und natürlich ist auch die Fassungslosigkeit vieler Fernsehbesitzer angebracht, die mit ansehen müssen, wieviel Blödsinn die ARD und das ZDF mit all dem Geld produzieren.
Trotz alledem – und ja, auch wir von ZEITjUNG.de verstehen uns als Presseorgan und könnten deshalb voreingenommen sein – hat der Rundfunkbeitrag seinen Sinn.
Qualität hat ihren Preis
Es hat schließlich einen Grund, weshalb man Medien heutzutage „mangelnde Qualität“ nachsagt. Wo kein Geld ist, sind keine Reporter, die in Krisengebiete reisen und live berichten können. Print- wie Online-Zeitungen haben offensichtlich damit zu kämpfen, dass Information heutzutage nicht mehr viel wert zu sein scheint. Da ist es wie ein Lichtblick, dass es mit der Rundfunkgebühr noch dieses eine Finanzierungsmodell gibt, das Qualitätsjournalismus wahrt. Journalismus ist nicht nur Verkaufsmodell, er ist allgemeines Gut und muss vom Staat an die Öffentlichkeit herangetragen werden. Und neben all den seichten Produktionen gibt es nur im öffentlich-rechtlichen Fernsehen journalistische Magazine, die sich wirklich lohnen. Was würden wir zum Beispiel ohne Satiremagazine wie die „heute-show“ oder das „Neo Magazin Royale“ mit unserem geliebten Böhmi machen?
Und wie würde unsere Fernsehlandschaft wohl aussehen, wenn die Presse sich den Vorstellungen der AfD unterwerfen würde? Ob sie dann wohl seriöser und unbefangener berichten würde als heute?
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Bildquelle: splitshire.com unter CC 0 Lizenz