Santorini und Mykonos am Limit: Studie enthüllt stark überlastete Reiseziele

Die Reiseplattform Evaneos und die Strategieberatung Roland Berger haben gemeinsam den ersten Übertourismus-Index entwickelt, um das Phänomen des Übertourismus messbar zu machen. Ihr Ziel ist es, die oft subjektiven Eindrücke durch objektive Daten zu ersetzen und eine fundierte Basis für die Diskussion zu schaffen. Der Index basiert auf externen Daten und umfasst 70 der 100 weltweit beliebtesten Reiseziele. Er soll der Tourismusbranche dabei helfen, passende Maßnahmen zur Bekämpfung von Übertourismus zu finden.

Übertourismus beschreibt das Phänomen, wenn die Zahl der Tourist*innen in einem Gebiet übermäßig ansteigt und so negative Auswirkungen entstehen. Das betrifft sowohl die Umwelt, die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung als auch die Reiseerfahrung selbst. Bisher ist es jedoch schwierig, dieses Phänomen konkret zu messen. Deshalb unterteilt der neue Index, der uns vorlag, verschiedene Reiseziele in Kategorien, um die Komplexität des Problems besser zu erfassen. Die Bewertung der Reiseziele basiert auf Kriterien wie der Anzahl der Tourist*innen pro Einwohner*in, der saisonalen Konzentration der Tourist*innen und dem Grad der Nachhaltigkeit.

Verschiedene Gefährdungsstufen der Reiseziele

Die Studie zeigt, dass besonders Badeorte stark vom Übertourismus betroffen sind, gefolgt von beliebten europäischen und städtischen Reisezielen. In Badeorten wie Griechenland, Kroatien und Zypern gibt es besonders viele Tourist*innen pro Quadratkilometer, was zu erheblichen Belastungen der lokalen Ökosysteme führt. Da die Wirtschaft dieser Regionen stark vom Tourismus abhängig ist, müssen Lösungen gefunden werden, die sowohl den Umweltschutz als auch die wirtschaftliche Stabilität sichern.

Die Studie empfiehlt, die Tourist*innenzahlen durch eine bessere Verteilung der Besucher*innenströme zu regulieren. Eine intensivere Bewerbung der Nebensaison könnte dazu beitragen, dass sich der Tourismus auf das ganze Jahr verteilt, ohne die wirtschaftliche Grundlage der Regionen zu gefährden.

Maßnahmen im Städtetourismus

Auch Städte wie Kopenhagen, Amsterdam und Dublin sind stark vom Übertourismus betroffen. Hier konzentrieren sich die Besucher*innenströme vor allem auf das dritte Quartal des Jahres, was die Infrastruktur der Städte stark belastet. Die Studie schlägt vor, Tourist*innenströme gezielt zu entzerren und weniger bekannte Regionen stärker zu bewerben.

Evaneos setzt bereits erste Maßnahmen um: Ab 2025 bietet das Unternehmen keine Sommerreisen nach Mykonos und Santorini mehr an. Diese Entscheidung traf Evaneos gemeinsam mit lokalen Agenturen, um die Auswirkungen des Massentourismus auf die Umwelt und die Lebensqualität der Einheimischen zu minimieren.

Prävention und langfristige Lösungen

Der Übertourismus-Index identifiziert auch „Reiseziele unter Beobachtung“, bei denen derzeit noch keine Überlastung besteht, die aber vorausschauende Maßnahmen erfordern. Dazu gehören Länder wie Marokko, Vietnam und Island. Die Verantwortlichen müssen hier frühzeitig handeln, um eine Überlastung in Zukunft zu vermeiden.

Länder wie Kanada, Australien und Tansania, die der Index als „behütete Reiseziele“ bezeichnet, profitieren hingegen von ihrer geringen Bevölkerungsdichte und ausreichend großen Flächen, um die Tourist*innenströme gut zu verteilen. Diese Regionen zeigen, dass nachhaltiger Tourismus möglich ist, wenn man rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergreift.

Die Zukunft des nachhaltigen Tourismus

Die Studie betont, dass Maßnahmen wie die Einführung von Quoten, die Förderung alternativer Reiseziele und eine verstärkte Fokussierung auf die Nebensaison entscheidend dafür sind, den Übertourismus zu bekämpfen. Evaneos und Roland Berger planen, den Index kontinuierlich weiterzuentwickeln, um zusätzliche Faktoren wie die Verteilung der touristischen Einnahmen in lokale Wirtschaften besser zu berücksichtigen.

Evaneos will seinen Kund*innen nachhaltige und authentische Reiseerlebnisse bieten. Die Entscheidung, Sommerreisen nach Mykonos und Santorini zu stoppen, ist Teil dieser Strategie. Mit dieser Maßnahme möchte Evaneos auch ein Zeichen setzen und andere Unternehmen dazu motivieren, ähnliche Schritte zu unternehmen, um den Übertourismus langfristig einzudämmen.

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Bild: Pexels; CC0-Lizenz