Das Problem des „Schlumpfine-Prinzips“

Was können „Die Schlümpfe“, die „Avengers“ und „Fluch der Karibik“ gemeinsam haben? Ganz einfach: Umgeben von männlichen Hauptrollen steht nur eine wichtige weibliche. Dieses Phänomen findet man immer wieder in Filmen und Serien. Das Ganze nennt man „Schlumpfine-Prinzip“. Wieso dieses gerade für Kinder, insbesondere junge Mädchen, problematisch ist, erfahrt ihr hier.

Definition

Der Begriff kam 1991 von der Schriftstellerin Katha Pollitt auf, die bei den Kinderserien ihrer Tochter auf die große Anzahl von männlichen Charakteren aufmerksam wurde. Benannt wurde es dann nach Schlumpfine, die einzig weibliche Rolle umgeben von männlichen Schlümpfen. Das Prinzip lässt sich aber in weitaus mehr Filmen und Serien finden, damals sowie heute.

Das Schlumpfine-Prinzip beschreibt eine männlich-dominierte Verfilmung, in welcher der weibliche Charakter meist nur in Beziehung zu den Hauptrollen existieren kann. Das kann unterschiedlich aussehen: Bei den Original Six „Avengers“ zum Beispiel hat Black Widow zwar eine gleich große Rolle wie ihre männlichen Superhelden-Freunde und trotzdem ist sie die einzige Frau unter fünf Männern. In diesem Fall wird der weiblichen Rolle aber wenigstens etwas Tiefe gegeben. Sie hat eine eigene Vergangenheit, kann sich selber verteidigen und ist generell was ihre intellektuellen, wie auch kämpferischen Fähigkeiten angeht, den Männern nicht wirklich unterlegen. Auch Hermione in Harry Potter wird als intelligenteste der drei Hauptrollen dargestellt, auch wenn sie als Mädchen in der Unterzahl ist.

Das ist aber nicht immer so. Manche Frauen oder Mädchen werden lediglich für ihr Geschlecht dargestellt. Sie können kaum bis gar keine eigenen Charakterzüge zeigen, bis auf die süße, zierliche, weibliche Unterstützung der Jungs zu sein. Diese erleben das eigentliche Abenteuer – vielleicht sogar eines, welches sich nur darum dreht, das Mädchen zu befreien. Die weibliche Rolle hat dabei oft wenig mit der eigentlichen Action zu tun, viel eher ist sie am Ende da, um den Jungs zu sagen, wie toll sie das gemacht haben.

Was es bei Kindern auslösen kann

Dadurch, dass man in einem großen Teil von Kinderfilmen und -Serien das „Schlumpfine-Prinzip“ finden kann, werden Kindern schon von klein auf diese Rollenbilder vermittelt. Männliche Charaktere sind also die eigentlichen Hauptrollen, das Mädchen ist nur zur Unterhaltung oder für die Quoten dabei. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 findet man auf eine weibliche Figur neun männliche. Dass diese dann häufig auch nur mit wenig Charakter geschrieben wird, kommt da noch erschwerend hinzu.

Wenn Kinder in einem hohen Maß mit diesen veralteten Rollenbildern konfrontiert werden, wirkt sich das natürlich auf ihr Selbstbild aus. Sie suchen schon von klein auf nach Vorbildern – in der Familie, im Umfeld, aber eben auch im Fernsehen. Sehen, besonders junge Mädchen, dort, dass die weiblichen Charaktere stets männliche Unterstützung brauchen, trauen sie sich im Laufe ihres eigenen Lebens vielleicht einige Fähigkeiten nicht zu. Hinzu kommt, dass das Gefühl verbreitet wird, es könne nur ein cooles Mädchen geben, was eine wichtige Rolle spielt. Das ist nicht unbedingt eine Vorstellung, die man seinen Töchtern mit auf den Weg geben möchte: Dass sie nicht mit anderen Mädchen gleichwertig co-existieren können.