Schmetterlinge im Bauch? Warum sie dich beim Dating in die Irre führen können
Psychologin Caroline Hehenberger und Beziehungscoach Alexander Tiesenhausen stellen im Interview mit der Welt klar: Wenn du nach einem Date Hals über Kopf verliebt bist und Schmetterlinge im Bauch hast, könnte das eher ein Warnsignal sein. Sie vertreten die Ansicht, dass eine gesunde Beziehung auf Ruhe und Gelassenheit basiert, statt auf Nervosität und unsicherem Kribbeln. Besonders in der heutigen Zeit, in der Dating-Apps eine große Rolle spielen, sei es schwer, realistische Erwartungen zu haben.
Hehenberger erklärt, dass Dating-Apps zwar eine größere Auswahl an potenziellen Partnern bieten, die Menschen jedoch oft unsicherer machen, da die Vielzahl an Möglichkeiten zu Entscheidungsdruck führt. Viele warten zudem zu lange, bis sie sich persönlich treffen, was dazu führt, dass sich unrealistische Erwartungen aufbauen.
Überforderung durch zu viel Auswahl
Das Problem der Überforderung durch zu viel Auswahl beim Dating ist laut Tiesenhausen ähnlich wie bei einem Buffet: Je mehr Optionen es gibt, desto unzufriedener wird man mit der eigenen Wahl. Studien belegen, dass viele Menschen sich nicht binden wollen, weil sie glauben, es könnte immer jemand Besseres auf sie warten. Das führt zu Unsicherheit und erhöhtem Druck, beim ersten Date alles perfekt machen zu wollen. Dies hindert die Menschen oft daran, sich wirklich kennenzulernen.
Auch das bekannte Klischee „Gegensätze ziehen sich an“ wird von den beiden Experten kritisch betrachtet. Sie sind der Meinung, dass langfristige Beziehungen besser funktionieren, wenn man ähnliche Werte und Vorstellungen teilt. Ein zu großes Maß an Unterschiedlichkeit könnte auf Dauer eher langweilig werden.
Schmetterlinge im Bauch als Alarmsignal?
Hehenberger sieht Schmetterlinge im Bauch nicht als Zeichen für Verliebtheit, sondern als Reaktion des Körpers auf Unsicherheit und Stress. Sie erklärt, dass viele Menschen nervös sind, weil sie nicht wissen, woran sie mit der anderen Person sind. Dieses Gefühl, verbunden mit Unsicherheit, könnte ein Hinweis darauf sein, dass etwas nicht stimmt. Man sollte vielmehr nach einer ruhigen und entspannten Basis für das Kennenlernen suchen.
Ein häufiges Missverständnis ist laut Tiesenhausen, dass viele Menschen nach einem Date bereits das Gefühl haben, die perfekte Person gefunden zu haben. Er betont, dass man nach einem Treffen die andere Person gar nicht richtig kenne und dass das schnelle Verlieben oft auf innere Muster zurückzuführen sei, die unbewusst aktiviert werden.
Projektionen und Erwartungen
Hehenberger und Tiesenhausen weisen darauf hin, dass viele Menschen dazu neigen, ihre unerfüllten Hoffnungen und Wünsche auf den neuen Partner zu projizieren. Diese Projektionen könnten gefährlich werden, wenn man selbst noch nicht gefestigt sei und erwarte, dass der andere all die Lücken im eigenen Leben füllt. Besonders in der Anfangsphase einer Beziehung sollte man auf sich selbst achten und keine unrealistischen Erwartungen auf den anderen übertragen.
Ein wichtiger Schritt zur erfolgreichen Partnersuche ist laut Tiesenhausen die Selbstreflexion. Viele Menschen suchen die Gründe für ihr Unglück im Außen, doch je besser man sich selbst kenne, desto einfacher sei es, eine gesunde Beziehung zu führen.
Selbstakzeptanz und gesunde Beziehungen
Ein weiteres zentrales Thema des Interviews ist die Selbstakzeptanz. Hehenberger betont, dass Menschen, die mit sich selbst im Reinen sind, eher in der Lage seien, gesunde Beziehungen zu führen. Wer seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen klar erkennen kann, werde auch besser für sich selbst einstehen. Fehlt diese Selbstakzeptanz, sei die Gefahr größer, in ungesunde Beziehungsmuster zu verfallen.
Tiesenhausen spricht auch über die Bedeutung von Ehrlichkeit in Beziehungen. Er glaubt, dass viele Menschen sich nicht trauen, ihre wahren Gefühle offen anzusprechen, aus Angst vor Konflikten. Doch nur durch ehrliche Kommunikation könne eine gesunde Partnerschaft entstehen.
Dating-Pausen und Reflexion
Nach einer gescheiterten Beziehung raten beide Experten dazu, sich Zeit für eine Dating-Pause zu nehmen. Diese Pause sei notwendig, um die vergangene Beziehung zu reflektieren und zu verstehen, was schiefgelaufen ist. Blinder Aktionismus und das schnelle Eingehen auf eine neue Beziehung könnten kontraproduktiv sein.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Authentizität. Hehenberger und Tiesenhausen raten dazu, beim ersten Date von Anfang an ehrlich zu sein und sich nicht zu verstellen, nur um dem anderen zu gefallen. Denn eine Beziehung, die auf falschen Vorstellungen basiert, werde auf Dauer nicht funktionieren.
Gelassenheit statt Nervosität
Zusammengefasst ermutigen die beiden Experten dazu, innere Ruhe und Gelassenheit in den Fokus zu stellen, statt sich auf Nervosität und starke Gefühle zu verlassen. Wer beim ersten Date so aufgeregt ist, dass er kaum essen kann, sollte innehalten und reflektieren, ob das wirklich ein gutes Zeichen ist.
Letztlich gehe es darum, sich selbst zu kennen und zu akzeptieren, um eine gesunde und glückliche Beziehung führen zu können. Dies ist laut den Experten der Schlüssel, um den richtigen Partner zu finden – ohne Schmetterlinge im Bauch, aber mit einem klaren Kopf und einer gefestigten inneren Haltung.
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Bild: Vecteezy; CC0-Lizenz