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So revolutionieren WhatsApp und YouTube unser Lernverhalten

In wenigen Monaten ist es wieder so weit: Die Übergabe eines einzelnen DIN A4 Blattes entscheidet über die Zukunft tausender Schüler. Schon seit Wochen arbeiten Schulabgänger im ganzen Land auf das eine, große Ziel hin: Das Abitur. Dabei ist das Internet wohl der größere Freund und Helfer, als es ein Lehrer heutzutage jemals sein könnte.

 

Das Schulleben wird revolutioniert

 

Ob YouTube, WhatsApp oder „Mobile Serious Games“: Mit der Digitalisierung hat sich in den letzten zehn oder zwanzig Jahren wohl kaum etwas so radikal geändert wie das Lern- und Lehrverhalten an deutschen Schulen. Nie zuvor war es so nebensächlich, was der Typ am Lehrerpult da eigentlich von sich gab  – schließlich gibt’s dank Wikipedia geballtes Weltwissen zum Nachlesen. Und auch handgeschriebene Spicker sind eine Rarität geworden – ausgedruckte WhatsApp-Screenshots von abgeschriebenen Hausaufgaben sind schließlich viel handlicher.

 

Frontalunterricht gilt als völlig überholt

 

Der Mathematiklehrer Sebastian Schmidt beobachtet diese Entwicklung schon seit einiger Zeit und berichtet auf seiner Homepage von seinen Erlebnissen. Mittlerweile kann er ein Lied singen von vorgefertigten Referaten, die im Netz gefunden und wortwörtlich übernommen wurden. Und auch Schüler, die virtuelle YouTube-Tutorials seinem Frontalunterricht vorziehen und irgendwann einfach nicht mehr auftauchen, sind keine Seltenheit mehr. Um zu sehen, ob sein subjektiver Eindruck stimmt, führte der Mathelehrer an seiner Schule eine Umfrage durch.

Dabei stellte er 172 SchülerInnen der 8. und 9. Klasse die Frage, ob sie schon einmal freiwillig mit Hilfe eines Youtube-Videos für den Unterricht gelernt hatten. 39 Prozent der Befragten gaben an, dies schon ein paar Mal gemacht zu haben, nur 20 Prozent kreuzten „noch nie“ an. Noch eindeutiger verhielt es sich mit der zweiten Frage, die Schmidt seinen Schülern stellte: „Hast du schon einmal deine Hausaufgabe bei WhatsApp abgeschrieben?“  42 Prozent entschieden sich erneut für die Antwortmöglichkeit „ein paar Mal“, während tatsächlich nur vier Prozent der befragten Schüler angaben, noch nie ihre Hausaufgaben bei WhatsApp abgeschrieben zu haben.

 

Der „Flipped Classroom“ als neues Modell

 

Natürlich empfindet Schmidt die Ergebnisse seiner Umfrage als erschreckend, sieht sich in ihnen aber auch bestärkt: Schon seit langem setzt er sich für eine Lehrmethode ein, die dem neuen Lernverhalten mehr entspricht als Frontalunterricht: Den „Flipped Classroom“. Dabei sollen sich SchülerInnen theoretisches Wissen –  zum Beispiel mit Hilfe eines erstellten Lehrvideos des Dozenten – zu Hause aneignen und das Gelernte anschließend in der Schule in Form von Gruppenarbeiten oder Beispielaufgaben anwenden. Weil sich Lehrer mit dieser Methode tatsächlich effektiv an den Lernenden orientieren, hat sie sich mittlerweile an vielen Schulen bewährt.

Noch viel verrückter ist da das digitale Lehrprogramm „Mobile Serious Games“:  Eine Software, die sich aufs Handy, Tablet oder den PC herunterladen lässt und möglichst spielerisch und motivierend Lehrinhalte vermitteln soll. Harte Fakten werden in spannende Rätsel umgewandelt – deshalb ist die Anwendung vor allem auf Klassenfahrten der Renner. Jeder darf auf seinem Handy mitraten und erfährt so Wissenswertes über den entsprechenden Ort. Tatsächlich gilt nämlich die Devise: Je ausgefallener, desto besser – für Schüler ist nichts schlimmer als erdrückende Langeweile.

 

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Bildquelle: startupstockphotos.com