Seitenwechsel: Kicken um jeden Preis

In seiner Kolumne Seitenwechsel betrachtet unser Autor Paul aus einer politischen und kulturellen Perspektive die aktuelle Welt des Sports. Er blickt dabei weit über die Faszination des reinen Wettkampfes hinaus: Vom kommerzialisierten Profisport, über ehrenamtliche Vereinsarbeit, bis hin zum Fußballstammtisch in der Kneipe zieht er Rückschlüsse auf gesamtgesellschaftliche Phänomene, geprägt von seinen eigenen Erfahrungen.

Egal ob Kreuzbandriss, Muskelzerrung oder Bänderdehnung – Sportverletzungen ziehen eine Pause und gewisse Erholungszeit nach sich. Vor allem aber erfordern sie nach der Heilung einen behutsamen Einstieg ins Training. Erst nach einiger Zeit wird der Körper in der Regel wieder voll belastet. Mit Corona-Erkrankungen hat sich hingegen ein anderer Umgang etabliert – mit schwerwiegendem Gesundheitsrisiko.

Konträr zu den aktuellen Zahlen der Corona-Neuinfektionen, fallen auch im Sportbereich in diesen Tagen nahezu alle Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie. Im Profibereich sind seit Jahren das erste Mal wieder volle Stadien erlaubt, im Amateurbereich darf ohne jegliche Hindernisse und Einschränkungen trainiert und gespielt werden – auch die Ungeimpften. Was aus Spieler- und Fansicht erstmal uneingeschränkte Freude und den Rückgang zur Normalität bedeutet, ist auf der anderen Seite eine mehr oder weniger bewusste Durchseuchung der Gesellschaft. Begründet wird das Ganze mit dem harmlosen Krankheitsverlauf der aktuellen Omikron-Variante, insbesondere für geimpfte Personen. Aber auch wenn die Todesfälle und Krankenhausaufenthalte nicht mehr in die Höhe schießen, sollten die körperlichen Folgen einer Corona-Infektion nicht unterschätzt werden.

Durchseuchung als Pandemiebekämpfung

Wie in weiten Teilen der Gesellschaft, sind auch in Sportmannschaften derzeit teilweise die Hälfte aller Spieler infiziert. Die Bundesligaspiele des FSV Mainz 05 mussten gar abgesagt werden, weil gleichzeitig 20 Spieler, Trainer und Betreuer positiv getestet wurden. Aber auch die Spielpläne der Amateurvereine werden durcheinander gewürfelt, weil nicht ausreichend Spieler zur Verfügung stehen. Und so hatte es auch meine Fußballmannschaft in den letzten Tagen erwischt. Neben mir waren gleich sechs weitere Mitspieler gleichzeitig in Quarantäne, sodass zwei Spiele abgesagt und auf einen späteren Termin verlegt wurden. ,,Später“ heißt in diesem Fall auf einen Donnerstag 2 Tage nachdem sich die Infizierten freigetestet hatten.