Quarantäne

Quarantänelife Crisis

Alles hat ein Ende, nur die Pandemie hat keins, scheint es. Kopfhörer, Chucks, Omikron: Alle laufen damit rum. Nachdem wir mit dem Hauch von Normalität schon geflirtet haben und es, wie wir dachten, eigentlich ganz gut lief, mussten wir leider feststellen, dass der Hauch von Normalität leider Mundgeruch hatte. Ah, und natürlich fucking Corona. Die dominierende Virus-Variante Omikron ist zwar milder, dafür infektiöser, weshalb vielen von uns bald wieder eine Quarantäne bevorsteht. So wie mir, jetzt gerade. Hurra. Hier ein paar Vorschläge, für Zuhausebleiben_v22:

Pläne beerdigen

Endlich ehrlich zu sich selbst sein und sagen: Nö. Auch in diesen sieben bis zehn Tagen werde ich weder Gitarre noch Klavier noch Schwedisch noch irgendein crazy Gericht kochen lernen, ich werde keine Pflanzen-Ableger ablegen, nicht „endlich mal so richtig Ordnung schaffen“, nicht „grundlegend putzen, also auch den Staub auf den Leisten und so“, keine siebzehn Bücher lesen, ja noch nicht mal allen zurückschreiben. Nein. Einfach nein. Einfach sagen: Es reicht, wenn ich es schaffe, mir zwei Liter Tee am Tag zu machen und nicht noch kränker zu werden. Und das ist völlig okay. Meinen Segen hast du hiermit ganz offiziell.

Zimmer umstellen

Verkackt hat man, wenn man quarantäniert ist und zwar eine große Wohnung, aber auch Corona-negative Mitbewohner*innen hat und man deshalb nur alleine im eigenen Zimmer verwahrlosen kann. Daher: Stellt die Möbel im Zimmer so um, dass ihr eine schöne kleine Runde im Zimmer drehen könnt. Dann einfach drei Stunden mit Menschen (oder Ämtern und anderen Hotlines) telefonieren und dabei im Kreis laufen. Gerne auch mal die Bilder umhängen, um an immer anderen Kulissen vorbeizuflanieren. Mit Laptop oder Beamer schöne Landschaften aufrufen, um ein Naturgefühl zu faken. Alles ist möglich. Homemade 10.000 Schritte.

Küchen-Schach

Schachbrett in der Küche aufstellen, einen Zettel dazulegen, welche Farbe gerade am Zug ist, und in nur zweieinhalb Tagen habt ihr eine Runde Schach gespielt. Toll! In der Zwischenzeit könnt ihr auch vier Mal komplett The Queens Gambit schauen, dabei Schach voll cool finden und aktiv ignorieren, wie unfassbar viel Arbeit diese sowieso schon extrem talentierte und intelligente Frau in ihre Fähigkeiten steckt und dass ihr beim Schauen sowieso keinerlei Züge oder sonst irgendwas über Schach gelernt habt, einen kurzen Knick im Selbstbewusstsein hinnehmen und euch dann aber wieder darüber freuen, dass eure Mitbewohner*innen auch keine Schach-Genies sind und das Küchen-Schach Spaß gemacht hat. Intensiv-Küchen-Schach: Die Person, die am Zug ist, kommt aus dem Zimmer, die andere(n) müssen wieder zurück. So wird Schach zum Laufsport. Die Alternative für die 10.000 Schritte.

Sinnlose Reime mit Pandemiebegriffen

Sag mal, hatte Tommi schon Omikron?

Frag ihn selber, ich glaub, es war Delta.

Endet‘s nie? Komm jetzt, du scheiß Endemie!

(Hatte ab hier keine Lust mehr und ihr sollt ja auch noch was zu tun haben)

Songs in ihre Quarantäne-Version verwandeln

Whitney Husten – I Wanna Speak with Somebody

Céline Viron – My Isolation Will Go On

30 Seconds to SARS – Closer To The Bett

(auch hier: ab jetzt seid ihr dran)

Und jetzt?

Also Max, das ist ja ganz nett, aber was ist hier der Spin, der journalistische Dreh? Leute, ganz ehrlich, ich bin infiziert, nicht Journalist. Ich versuche mir hier auch nur die Zeit zu vertreiben. Ich schreibe für die anderen Quarantänierten, die, die aus dem Fenster gucken und in Laptops und Handys und das Gefühl haben, einzugehen. Ihr seid nicht alleine. Das bringt euch jetzt vermutlich auch nix. Mir auch nicht. Aber was habt ihr denn von einem Artikel erwartet, natürlich holt euch der nicht schneller aus eurem Kabuff. Ich jedenfalls hatte hiermit ein bisschen Spaß, ein bisschen Ablenkung, ich stelle mir dich beim Schreiben einfach vor, wie du dasitzt und müde lächelst, grinst oder mit den Augen rollst – und dann sind wir doch, irgendwie, ganz kurz nicht alleine, wir beide.

Max Osswald hat ein Buch namens Quarterlife Crisis geschrieben und noch keins namens Quarantänelife Crisis. Dafür erscheint am 18. Mai 2022 sein Debütroman »Von hier betrachtet sieht das scheiße aus« bei dtv.

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Bildquelle: Maria Geller von Pexels; CC0-Lizenz