Seitenwechsel: Zwischen Anteilnahme und Ablenkung

Schmerzhafte Sanktionen

Umso wichtiger sind auch die Reaktionen, die aus den verschiedensten Bereichen des Sports hervorgehen. Auch wenn die Kooperationen mit Russland schon im Vorhinein kritisch zu hinterfragen waren, ist es spätestens jetzt die richtige Entscheidung diese zu beenden. Kein Verein und kein Wettbewerb kann es dieser Tage verantworten vom russischen Staatskonzern Gazprom gesponsert zu werden, kein Verband kann es hinnehmen Putin als Ehrenmitglied zu führen und kein Sportevent darf noch in Russland ausgetragen werden. Darüber sind sich zumindest mittlerweile zum Glück alle einig. Doch die Reaktionen gehen noch deutlich weiter. Ausländische Trainer und Spieler treten von ihren Ämtern in Russland zurück, russische Vereine und Nationalteams werden von europäischen Wettbewerben ausgeschlossen und die russischen Athleten der gerade begonnen Paralympics dürfen nicht antreten. An diesem Punkt kann man zumindest auch über die andere Seite der (olympischen) Medaille nachdenken:

Für viele der dort teilnehmenden Athleten, ist es das größte Ereignis ihrer Karriere, wenn nicht sogar ihres Lebens. Besonders paralympische Sportler genießen die einmalige große Sportlerbühne, für die sie ihr ganzes Leben kämpfen. Sie können nichts dafür in einem Land wie Russland geboren zu sein, sie können auch nichts für die russische Invasion und ob sie diese befürworten, wissen wir nicht. Sportliche Wettkämpfe sind ihre größte Leidenschaft, aber es gibt eben andere Themen, die doch um ein Vielfaches tragischer und wichtiger sind.

Also jetzt alles dem Krieg, dem Leid und der Trauer unterordnen? Nach einer halben Stunde am Handy oder einem Abend vor dem Fernseher ist meine Stimmung am Boden. Ich bin schockiert und betroffen, so viele schreckliche Nachrichten und Bilder prasseln auf mich hinein. Beim Fußballspiel meiner Lieblingsmannschaft oder beim eigenen Sport an der frischen Luft kann ich mich davon ablenken. Ich freue mich über ein eigenes Tor und ärgere mich über die Niederlage. Doch so aufgewühlt und enttäuscht wie nach anderen verlorenen Spielen bin ich nicht. Denn: Sportliche Wettkämpfe und insbesondere der Fußball sind meine größte Leidenschaft. Aber es gibt andere Themen, die doch um ein Vielfaches tragischer und wichtiger sind.

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Bildquelle: Paul Schiffgens