einsame Frau mit Handy in der Hand

Gen Z zwischen Likes und Leid: Wenn Selbstinszenierung krank macht

Mitten zwischen Reels, Storys und BeReals vergessen wir gerne mal, dass das alles nur einen Bruchteil des Lebens anderer widerspiegelt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir unterbewusst genau das Gleiche tun. Auf Social Media spielt unsere Generation das Spiel der Selbstinszenierung – und zwar auf einem beängstigend hohen Level.  

Geboren zwischen Ende der 90er und Anfang der 2000er. Teil der Generation, die von Nintendo zum ersten eigenen Handy gewechselt hat. Während ich damals auf meinem Klapphandy Songs im MP3-Format per Bluetooth an meine Freund*innen geschickt habe, erscheinen bei meiner wöchentlichen Screen-Time auf Instagram mittlerweile wirklich gottlose Zahlen.

Wir waren die Generation, der langsam alles aufs Handy geliefert wurde – allerdings ohne jegliche Warnung

Generation Social Media 

Circa zehn Jahre später und Social Media ist fest in unserer Gesellschaft verankert. Zwischen Werbung von Marken, Kanälen der Bundesregierung und dem letzten Tagesschau-Post fotografieren wir unser Frühstück im Café und den Sonnenuntergang, bevor beides den Weg in unsere Story findet. Jahresrückblicke werden in ein Reel gepackt und irgendwo verstecken sich da noch tausende Fotos von Katzen. 

Laut der ARD/ZDF-Medienstudie 2025 nutzen 91 Prozent aller 14- bis 29-Jährigen mindestens einmal pro Woche Social Media, 70 Prozent davon sogar täglich. Sie schauen, liken, teilen oder posten selbst etwas.

Gerade die Gen Z ist sehr stark auf Social Media unterwegs und Plattformen wie Instagram haben im letzten Jahr sogar an Reichweite zugenommen. Quelle: ARD/ZDF-Medienstudie 2025

Full Disclaimer: Das alles mache ich auch. Social Media hat seine Vor- und Nachteile, aber eins gilt es immer wieder zu betonen: Alles, was wir zu sehen bekommen, ist eine inszenierte Version von dem, was die Menschen von sich selbst preisgeben möchten. 

Generation „FOMO“

Mal ganz abgesehen davon, was Influencer*innen da alles anstellen: Was passiert in unserem eigenen Freundeskreis auf Social Media? Da müssen Posts nicht unbedingt mit Photoshop bearbeitet sein, damit wir uns niedergeschlagen fühlen.

Die einen Kommiliton*innen gehen am Freitagabend feiern, die anderen sind im Urlaub oder verbringen den Abend mit Freund*innen auf der Couch. Man sieht die Storys und plötzlich bekommt der Plan, heute mal früher ins Bett zu gehen, einen faden Beigeschmack, denn alle leben gerade ihr Leben. Vielleicht verpasst man ja was?

FOMO (fear of missing out) kommt durch Social Media gerne mal auf. Und das, obwohl doch kaum jemand jeden Abend im Beisein anderer Menschen Abenteuer erlebt. Eigentlich handelt es sich meistens nur um eine Person, die man sieht, wenn man die App öffnet. Es müssen noch nicht mal Abenteuer sein: In Klausurenphasen BeReal zu öffnen und zu sehen, wie alle produktiv sind, ruiniert schnell den einen Tag, an dem man selbst es mal nicht ist. 

Generation „Produktiv und Glücklich“ 

Aber ja, man mag es kaum glauben: Nicht jede*r ist dauerhaft produktiv und glücklich. Nicht zu sehen sind die zehn Minuten, die man auf der Toilette verbracht hat. Der Abend, an dem man zusammenbricht. Der Streit mit dem Freund und die vier Tüten Chips im Einkaufswagen, die man allein verdrückt. 

Oftmals sehen wir nur die guten Seiten, nur die vorsichtig konstruierte Perspektive, die uns präsentiert wird. 

Mittlerweile wurde bereits in Studien erfasst, dass eine starke Social-Media-Nutzung Depressionen auslösen kann. Nicht ohne Grund: Wir befassen uns konstant mit den besten Momenten von anderen und fragen uns, warum unser Leben nicht so aussieht. Und wenn wir dann selbst etwas posten, wählen wir das beste Foto aus, suchen nach der passenden Musik und einer guten Caption.  

Irgendwo spielen wir alle (un)bewusst das Spiel der Selbstinszenierung auf Social Media – und lassen uns immer wieder auch selbst manipulieren. 

Bildquelle: mikoto.raw via Pexels; CC0-Lizenz