„Skin Hunger“: Warum wir uns nach Berührung sehnen
Der Begriff „Skin Hunger“ hat vielleicht einen etwas psychopathischen Unterton, hat aber nichts mit dem Film „Das Schweigen der Lämmer“ zu tun: Ein anderer Name für dieses Phänomen ist „Touch Starvation“ und was das bedeutet, lässt sich bereits erahnen.
„Hauthunger“ oder „Berührungshunger“ verspüren wir, wenn es uns über einen längeren Zeitraum hinweg an grundlegender körperlicher Zuneigung durch andere Personen mangelt. Dazu gehören sinnvolle (also nicht unabsichtliche) Berührungen wie Händchenhalten oder Umarmungen, nicht unbedingt sexueller Körperkontakt. Während der Corona-Pandemie dürften viele Menschen „Skin Hunger“ erlebt haben, die sonst kaum bis keine Erfahrungen damit gemacht haben – der Kontakt zu Personen außerhalb des eigenen Haushalts war schließlich streng limitiert.
Warum Körperkontakt wichtig ist
Manchmal ist eine feste Umarmung wirklich alles, was es braucht: Jeder Mensch hat ein Bedürfnis nach angenehmem Körperkontakt. Manche Leute können kaum genug bekommen, anderen kann es irgendwann sehr wohl zu viel werden – wieder andere wissen vielleicht nicht, wie sie damit umgehen sollen. Nur, weil jemand aber nicht immer oder von jeder Person auf die gleiche Art und Weise berührt werden will, heißt das nicht, dass er*sie überhaupt keinen Körperkontakt will oder braucht.
Berührung ist gerade zu Beginn unseres Lebens überlebenswichtig: Ein Säugling, der abseits davon gefüttert zu werden keinerlei Zuneigung erfährt, wird an Berührungsmangel sterben. Als Kind oder als Erwachsene*r fallen wir vor Skin Hunger zwar nicht mehr tot um, er kann aber Stress, Depressionen und Ängste auslösen oder verstärken. Oft kommen noch Schlafstörungen und Müdigkeit sowie ein Gefühl von Isolation hinzu. Regelmäßige Umarmungen und Kuscheleinheiten wirken dem entgegen, indem sie Oxytocin freisetzen, was unter anderem den Blutdruck senkt, Stress reduziert und angstlösend wirkt. Wer zudem das Gefühl hat, genug Zuneigung zu bekommen, wird sich in der Regel auch nicht einsam fühlen.