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Vegan und Sport: Verträgt sich das?

Der Veganismus-Trend hat Deutschland im Sturm erobert. Selbst der kleinste Dorfladen nimmt mittlerweile vegane Produkte ins Sortiment und kaum ein Restaurant kommt noch ohne “Vegan”-Sparte auf der Speisekarte aus. Unsere Esskultur verändert sich ständig – und der Veganismus ist auf dem besten Weg, ein fester Teil davon zu werden.

 

Veganer leben nicht nur teuer, sondern auch gesund

 

Gurus wie Attila Hildmann preisen den positiven Effekt auf das Körpergewicht, und angeblich wird dadurch sogar die körperliche Fitness gesteigert. “Die vegane Ernährung ist optimal für Sportler geeignet, da der hohe Anteil an komplexen Kohlenhydraten, Proteinen, Mineralstoffen und Vitaminen ihnen die nötige Power liefert”, heißt es bei PETA. Kann das stimmen?

 

Eiweiß muss her

 

Fakt ist, dass Veganer ihren Proteinbedarf nicht durch tierisches Eiweiß decken können und somit auf pflanzliche Quellen zurückgreifen müssen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Eiweißmenge von 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einem Gewicht von 60 Kilo müsste man somit 48 Gramm Eiweiß zu sich nehmen, um den Bedarf zu decken. Der Mythos, dass sportliche Betätigung den Bedarf erhöht, hält sich hartnäckig; allerdings gilt dies nur für Leistungssportler wie Marathonläufer und Bodybuilder. Der normale Fitnessgänger muss also nach dem Training nicht zwingend noch einen Proteinshake hinterherkippen.

Beim Unterschied zwischen tierischem und pflanzlichem Eiweiß scheiden sich die Geister. Mal wird behauptet, der Körper könne nur tierisches Protein (zum Beispiel aus Milchprodukten und Fleisch) optimal verwerten, mal ist pflanzliches Eiweiß (etwa aus Gemüse und Hülsenfrüchten) die beste Proteinquelle. Relevante Studien zum Thema existieren bis dato nicht; trotzdem stimmt es, dass tierische Eiweißquellen oft mit viel Fett und Cholesterin einhergehen und daher sparsam konsumiert werden sollten.

 

Veganer können getrost Sport machen

 

Leistungssport und vegane Ernährung schließen sich keinesfalls aus. Das beweisen Extremsportler wie Patrick Baboumian und Scott Jurek. Langstreckenläufer wie Andrea Diethers vertreten zudem die Meinung, dass eine vegane Lebensweise die Leistung steigert. Diethers’ Leistungsdiagnostik spricht dafür; ihre Laufergebnisse haben sich seit der Umstellung von vegetarisch auf vegan stetig verbessert. Sie fühlt sich deutlich fitter. „Die Diagnostik hat dieses Gefühl noch einmal bekräftigt. Ich fühle mich sehr wohl, bin gesund und habe keine Mangelerscheinungen.“

Wer jetzt ebenfalls auf vegane Ernährung umsatteln möchte, sollte es langsam angehen lassen. Im Web finden sich zahlreiche Einsteiger-Tipps zum Thema, und mittlerweile gibt es in jedem

Buchgeschäft eine eigene Ecke mit diversen veganen Kochbüchern. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte regelmäßig seine Blutwerte checken lassen – so lassen sich mögliche Mängel in der Ernährung schnell finden und beheben.

 

Off Topic: Gedanken über die grüne Welle

 

Man muss nicht gleich zum Vegetarier oder Veganer werden, um sein Gewissen als Mitglied der Überschuss- und Wegwerfgesellschaft zu beruhigen. Umweltfreundlich, klimaschonend und natürlich supergesund soll alles sein. Ein paar Beispiele aus dem Alltag:

– Autos: Nicht nur BMWs i3 genießt seit längerem besondere Aufmerksamkeit. Immer mehr Autos rollen elektrisch über die Straßen. Wenn es schon ein energiefressender SUV sein muss, mit dem man die tägliche Fahrt zum Bio-Markt antritt, dann doch wenigstens strombetrieben.

– Ökostrom ist zumindest in privaten Haushalten mittlerweile das Mittel der Wahl. Bei den meisten Anbietern ist die Strom aus regenerativen Quellen sogar günstiger. Wo genau der Strom herkommt, muss man dann nicht mehr wissen und man kann getrost den Fernseher durchlaufen lassen.

– Alles wird Bio: In den Regalen der Supermärkte häufen sich die Öko-Versionen von Produkten und Lebensmitteln. Der nächste Schritt ist dann, dass das gesunde und ungespritzte Gemüse auch biologisch verpackt wird. Weniger Plastikmüll und andere wünschenswerte Effekte unseres neuen Bio-Bewusstseins gibt es nämlich nicht automatisch, nur weil das verpackte Brot die Öko-Auflagen der EU erfüllt.

Was einem an den Beispielen auffällt: es ist gut, dass wir weniger Fleisch essen, mehr Sport machen, nur noch grünen Strom verbrauchen wollen; gesünder und umweltschonend leben möchten. Wem aber wirklich etwas an der eigenen Gesundheit liegt und wer Umwelt samt Tiere nicht mehr (oder zumindest weniger) ausbeuten möchte, der muss komplett umdenken. Da reicht keine grüne Einkaufsliste oder ein Stromvertrag, auf dem „Bio“ draufsteht. Bewusstere Lebensweise ist überall und in jedem Bereich unseres Alltags gefragt. Sonst ist jeder Sinneswandel am Ende nur eine Mode-Erscheinung.

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Bildquelle: Fredrik Winberg über CC BY-SA 2.0