Kolumne: Stellungswechsel

Stellungswechsel: Was genau sind eigentlich Chlamydien?

Sex und Feminismus, das passt nicht zusammen? Doch, wie unsere Kolumne „Stellungswechsel“ beweist. Nadine Kroll befasst sich mit den Fragen, die junge Menschen und speziell Frauen, die gerade ihre Sexualität entdecken, ganz besonders beschäftigen. Es geht um gesellschaftlichen Wandel, Selbstbestimmtheit, neugewonnene Freiheiten, Frauenrechte und natürlich ums Ficken, kurz: um sexpositiven Feminismus und darum, dass sich niemand für seinen Körper oder seine Vorlieben schämen muss.

Kürzlich wurde bei mir eine Chlamydien-Infektion festgestellt. Die erste in immerhin fast 15 Jahren, die ich bereits sexuell aktiv bin. Das Gruselige daran: Die Infektion wäre unbemerkt geblieben, wenn ich nicht sowieso zur jährlichen Vorsorge bei meinem Gynäkologen gewesen wäre, wo ich mich auch gleich immer auf Geschlechtskrankheiten testen lasse. Symptome hatte ich nämlich keine, wie übrigens 70-80% der Frauen und immerhin 50% der Männer, die an Chlamydien erkrankt sind.

Inzwischen bin ich die Infektion wieder los und gelte als vollkommen gesund, doch möchte ich meine Erkrankung zum Anlass nehmen, euch über Chlamydien aufzuklären und zu verraten, wie ihr euch am besten schützt und was ihr tun solltet, wenn ihr glaubt, euch mit Chlamydien angesteckt zu haben.

Chlamywas?

Chlamydien sind nichts Anderes als Bakterien. Rufen sie akute Symptome hervor, zählen dazu in erster Linie Entzündungen an den Schleimhäuten der Genitalien – also in der Harnröhre, in der Vagina, im Enddarm und Analbereich generell. Allerdings können auch Mund- und Rachenraum von Chlamydien betroffen sein.

Frauen in der Altersgruppe zwischen 16 und 19 Jahren sowie Männer zwischen 20 und 24 Jahren sind besonders häufig von genitalen Chlamydien-Infektionen betroffen. Aus diesem Grund haben seit dem 1. Januar 2008 alle gesetzlich krankenversicherten Frauen bis einschließlich ihres 25. Lebensjahr einmal pro Jahr Anspruch auf eine Screening-Untersuchung ihres Urins. Bist du älter als 26 und hast wie die meisten Betroffenen keinerlei Symptome, musst du den Chlamydien-Test in der Regel selbst zahlen – auch dann, wenn du einem Risikokontakt ausgesetzt warst.

Kosten tut ein solcher Test je nach Arzt und Praxis zwischen 30 und 120 Euro. Die meisten Praxen setzen dabei auf einen Abstrich aus dem Gebärmutterhals, da die Ergebnisse genauer sind als die einer einfachen Urin-Untersuchung. Das Testergebnis erhältst du nach einer knappen Woche von deinem Gynäkologen.

In Deutschland existiert mit Ausnahme des Bundeslands Sachsen übrigens keine Meldepflicht für Chlamydia trachomatis. Unbehandelte Chlamydien-Infektionen können bei Personen mit Uterus die sogenannte pelvic inflammatory disease (PID) verursachen. Diese führt zu chronischen Schmerzen, Perihepatitis und einer Verklebung der Eileiter und stellt eine häufige Ursache für Unfruchtbarkeit dar.