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Bargeldlose Welt: In London kannst du jetzt Straßenmusiker per App bezahlen

Beim Bäcker, am Schwimmbadkiosk oder im Café: An manchen Orten kann ich immer noch nicht mit Karte zahlen. Dabei sind wir die Generation Bargeldlos. Wenn von mir verlangt wird, Scheine zu zücken, stehen mir kleine Schweißperlen auf der Stirn und ich suche nervös auf Google Maps den nächsten Bankautomaten. Ich kann einfach nicht verstehen, wieso ich immer noch extra zum Automaten gehen und danach Scheine mit mir herumtragen soll. Deutschland ist da einen bedeutenden Schritt hinten dran. Dabei ist sogar bewiesen, dass wir spendabler sind, wenn wir mit Karte zahlen.

 

Kein Cash = keine Straßenmusik?

 

Das haben auch Straßenmusiker begriffen, die in den vergangenen Jahren zu spüren bekamen, dass immer weniger Leute Bargeld bei sich tragen. Denn auf die Münzen der Passanten sind sie schließlich angewiesen. Oder eben nicht. In London kann man Straßenmusikern jetzt auch ohne Bargeld bezahlen. London ist die Hauptstadt der Straßenmusik: Jeder, der es wissen will, stellt sich mit Gitarre und offenem Gitarrenkoffer in die Straßen der britischen Metropole. Darauf ist die Stadt sehr stolz und möchte die Talente ihrer Straßen aktiv fördern. Die Initiative Busk in London, die die Straßenmusiker-Szene unterstützt, hat zusammen mit der Londoner Stadtverwaltung und dem Tech-Unternehmen iZettle die Möglichkeit geschaffen, die Musiker bargeldlos zu bezahlen – mit einer App.

 

Kontaktlos über App bezahlen

 

In London ist mir aufgefallen, wie schnell alles bargeldlos wird, und wenn wir Straßenmusiker nicht mit der Zeit gehen, wird unsere Kunst verschwinden„, sagt Charlotte Campbell ZEITjUNG im Interview. Sie gehört zu den zwölf Straßenmusikern, die im Pilotprojekt ein Karten-Lesegerät bekommen haben. Dieses wird mit einer App verknüpft, in der sie einen bestimmten Betrag festlegen kann. Möchte ich Geld geben, kann ich meine kontaktlose Kreditkarte vor das Gerät halten und automatisch überweisen. Und Charlotte kann ungestört weiterspielen. Sie beobachtet, dass immer mehr Menschen mit Karte anstatt bar zahlen, doch ihr Einkommen sei gleich geblieben. „Das System hängt stark vom Internet- oder WLAN-Zugang ab. Deshalb ist es gerade noch nicht möglich, es unter der Erde in U-Bahn-Stationen zu verwenden, wo aber sehr viele Straßenmusiker spielen„, erklärt sie den bisher einzigen Nachteil.

https://www.instagram.com/p/BkZ6R9ygPwc/?taken-by=ccampbellmusic

Die Londonerin war auch schon in einigen deutschen Städten unterwegs. Bei uns herrschen anscheinend strengere Regeln als in London, aber das Publikum sei immer freundlich gewesen. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen kann, dass auch Deutschland das bargeldlose Zahlen für Straßenmusiker einführt, antwortet sie: „Ich habe mit einigen Deutschen geredet und verstehe, dass dort bargeldloses Zahlen noch nicht so verbreitet ist wie in London. Ich glaube, es wird noch einige Zeit brauchen, bis es sich durchsetzt. Die Menschen müssen lernen, der neuen Technologie zu vertrauen.

Wenn Charlotte Campbell Ende Oktober und Anfang November nach Hamburg, Köln und Leipzig kommt, werde ich beim Bäcker, im Café und auch in die Hüte von Straßenkünstlern vermutlich immer noch Scheine und Münzen stecken müssen. Doch für Charlotte und ihre talentierten Kollegen habe ich gerne ein paar Münzen dabei. Denn auch wenn wir in Deutschland technologisch hinterher hängen, sollten so tolle Künstler nicht darunter leiden.

https://www.instagram.com/p/BjZkPGJg7Rg/?taken-by=ccampbellmusic

 

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz