Abo-Modelle und Streaming: Wer besitzt denn heute noch Kunst?

Abo-Modelle und Streaming haben unsere Beziehung zu dem, was wir konsumieren, grundlegend verändert: Für nur wenig Geld können wir auf alles zugreifen, was sich gerade im Sortiment von Netflix und Co. befindet. Diese Entwicklung birgt jedoch auch ihre Schattenseiten.

Disclaimer: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Meinungsbeitrag, der subjektive Standpunkte des Autors enthält.

Denn während die Auswahl an Möglichkeiten immer größer wird, schrumpft gleichzeitig die Zahl an Dingen, die wir wirklich besitzen: Wer von uns holt sich heute noch Filme auf DVD oder Blu-Ray? Warum sollten wir unsere Lieblingsserie mühselig Staffel für Staffel im Einzelhandel kaufen, wenn wir die doch ganz bequem im Monatsabo bei Netflix, Disney+ und Co. haben? Und wer kauft sich noch die Alben seiner Lieblingskünstler*innen auf CD, wo es doch so viele verschiedene Streaming-Plattformen für Musik gibt?

„Warum alles einzeln kaufen, wenn’s das im Abo gibt?“

Abo-Modelle (und damit rein digitale Inhalte) werden oft als die bequeme Alternative zur Heimbibliothek gehandelt. Irgendwie stimmt das ja auch: Für den Preis eines Monatsabos bei Netflix bekommt man im Laden meist genau einen neuen Film. Wenn es um den reinen Kosten/Nutzen-Faktor geht, gewinnt ein Streamingdienst mit hunderten Filmen und Serien also immer! Aber ist das auch auf lange Sicht die schlauere Lösung?

Das findet zumindest Ubisofts Director of Subscriptions, Philippe Tremblay: In einem Interview mit der Seite GamesIndustry.biz sagte er, dass Spieler*innen es noch zu sehr gewohnt seien, ihre Spiele auch besitzen zu wollen. Ubisoft ist eines der größten und bekanntesten Unternehmen in der Videospielebranche und bietet mit Ubisoft+ auch ein Abo-Modell für hauseigene Spiele an. Dieses Statement hat für Furore unter Spieler*innen gesorgt, manche riefen sogar zum Boykott des Unternehmens auf. Aber auch da müssen wir uns eingestehen, dass das irgendwie ja doch stimmt: Bei Filmen, Serien und Musik fiel es uns schließlich sehr viel leichter, vom Gedanken loszulassen, dass sie uns gehören müssen. Aus rein unternehmerischer Sicht gäbe es also keinen Grund, die Grenze ausgerechnet dort zu ziehen und im Endeffekt bekommen wir als Konsument*innen ja auch mehr.

Streaming: Die unzuverlässigste Methode, Kunst zu konsumieren

Dennoch bin ich kein Verfechter von rein digitalen Releases und Abo-Services. Um Inhalte streamen zu können, braucht es nämlich nicht nur eine funktionierende Internet-Verbindung (es sei denn, der Dienst bietet Downloads an) und ein aktives Abo: Unsere Lieblingsinhalte müssen auch jedes Mal verfügbar sein, wenn wir auf sie zugreifen wollen. Eine CD oder DVD müssen wir nur ein einziges Mal kaufen (wenn wir denn gut auf sie aufpassen), ab da brauchen wir nur noch das passende Wiedergabegerät, um das Ding auch zu nutzen. Beim Streamen geben wir die Kontrolle darüber, welche Filme, Serien und Musik (bald vielleicht auch Videospiele) wir genießen können, an die Streamingdienste ab. Und für die zählt natürlich in erster Linie der Erfolg: Wenn die Einnahmen aus einer Produktion nicht deren Ausgaben decken (oder wie auch immer gewertet wird, was im Abo bleibt und was nicht), dann wird auch eine treue Fanbase kaum etwas gegen ihr Verschwinden tun können, solange sie nicht groß genug ist, um den Konzern umzustimmen.

Und das ist nicht erst ein Problem der Zukunft: Schon jetzt sind viele Produktionen gefährdet, da sie komplett auf Online-Streaming setzen und gar keine physischen Datenträger verkaufen. Würden wir von rein funktionalen Gegenständen reden, wäre das nicht weiter tragisch – findest du keine Ersatzteile mehr für deine 20 Jahre alte Waschmaschine, dann ist es vielleicht ohnehin langsam mal an der Zeit, die durch eine neue zu ersetzen. Es geht hierbei aber eben um Kunst, von der wir uns nicht einfach so trennen sollten.