Abo-Modelle und Streaming: Wer besitzt denn heute noch Kunst?

Wie sich unser Digitalzwang jetzt schon bemerkbar macht

Ausgerechnet Nintendo hat im letzten Jahr gezeigt, warum wir nicht allein auf den guten Willen von Unternehmen setzen sollten. Zum 27. März 2023 hat das Unternehmen nämlich den eShop für die Wii U und den Nintendo 3DS vom Netz genommen: Dadurch haben nicht nur viele Menschen den Zugang selbst zu bereits gekauften Spielen verloren – zahlreiche Spiele, die nur digital über den eShop erhältlich waren, sind komplett verschwunden. Mit so einer Entscheidung geht schnell mal ein Stück Videospielegeschichte und damit auch Kunstgeschichte verloren. Das hat scheinbar auch Sony erkannt, der Konzern hinter der PlayStation. Er hat nämlich innerhalb nur weniger Monate seinen Beschluss, die Stores von PS3 und PS Vita endgültig zu schließen, revidiert und nahm dabei unter anderem Bezug auf den Wunsch, auch alte Spiele weiterhin zugänglich zu machen.

Auf der einen Seite segnen uns Streamingdienste und digitale Stores mit einer Unmenge an Inhalten, die es ohne sie wohl nie gegeben hätte (ob das auch immer ein Segen ist, darüber lässt sich diskutieren), auf der anderen Seite sind es aber ebenjene kleine Kunstwerke, die – vielleicht nur von wenigen, aber doch von irgendwem da draußen – geschätzt werden und schlichtweg zu verschwinden drohen. Nicht nur von der Bildfläche, sondern komplett! Man stelle sich vor, ein Museum würde Gemälde verbrennen, an denen seines Erachtens nicht genug Leute stehen bleiben. Klar hat man dann mehr Platz für neue Kunstwerke, aber die alten haben doch auch ihre Daseinsberechtigung. Aus der Perspektive eines gewinnorientierten Unternehmens ist das natürlich verschmerzbar, denn das sieht in seinem Angebot ohnehin nur Produkte, welche es zu vermarkten gilt. Der sentimentale Wert spielt da eher weniger eine Rolle, es sei denn damit lässt sich mehr Gewinn machen.

Back to Oldschool!

Es wäre also vielleicht mal an der Zeit, unsere Beziehung zu Kunst erneut zu überdenken: Wieder mehr darauf bestehen, etwas in den Händen halten zu können (auch wenn es teurer ist), anstatt auf rein digitale Inhalte zu setzen. Das mag für die eine oder andere Person rückwärtsgewandt oder archaisch klingen, aber vielleicht braucht es im Moment genau das. So unterstützen wir nämlich nicht nur die Künstler*innen hinter den Werken am besten, sondern tragen auch dazu bei, dass diese Kunst noch möglichst lange Zeit zugänglich bleibt.

Und sind wir doch mal ehrlich: Wer will schon nicht gerne von sich behaupten können, er*sie habe eine kleine private Kunstsammlung? Selbst wenn damit nur alle sechs „Sharknado“-Filme auf DVD gemeint sein sollten.

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Bildquelle: cottonbro studio via Pexels, CC0-Lizenz