Streichung von Paragraph 219a: Ende eines ungeliebten Verbotes

Für lange Zeit war der Paragraph 219a in Deutschland gültig und über Jahre hinweg wurde gegen ihn informiert und protestiert. Dieser Artikel besagte , dass Ärzte, die über die Möglichkeiten eines Schwangerschaftsabbruch informierten, sich strafbar machten. Am 25.06.22 wurde dieser Artikel nun abgeschafft. Ein Schritt, welcher mehr als überfällig war.

Ein Werbeverbot bedeutet erst einmal, dass deutsche Ärzte Abtreibungen zwar durchführen, aber über die verschiedenen Möglichkeiten und Optionen nicht informieren (dafür werben) dürfen.

Mit dem Beschluss der Streichung enden Jahre voller Protest aus hauptsächlich linksgrün-liberal feministischen Kreisen. Die Parole „My Body My Choice“ sollte unterstreichen, dass Frauen selbst das Recht darauf haben sollten, ob sie bereit sind ein Kind auszutragen und zu gebären. Ein Kind kriegen, das bedeutet mindestens 25 Jahre Verantwortung und eine Menge Kosten. Sowohl finanziell und als auch physisch und psychisch. Wird man also ungewollt schwanger, kann das – je nach Lebenssituation -, erstmal ziemlich beängstigend wirken. Die Gründe dafür, warum eine Frau sich dazu entscheidet, die Schwangerschaft nicht austragen zu wollen, sind in jedem Fall individuell und sollten respektiert werden

Das Werbeverbot sollte jedoch bewirken, dass Frauen eher dazu tendieren, das Baby zu behalten. Eine Strategie, die jedoch selten aufging und es Frauen lediglich erschwerte, eine informierte und sichere Entscheidung für sich und ihr Leben treffen zu können. Es ist also nachvollziehbar, weshalb viele Frauen in Deutschland die Abschaffung des Paragraphen nach jahrelangen Prostesten und Verfahren groß feierten. Jedoch nicht, ohne immer wieder darauf hinzuweisen, dass auch §218, welcher Schwangerschaftsabbrüche unter Strafe stellt, gekippt werden muss.

Zwei Seiten einer Medaille

Trotzdem stehen vor Kliniken, die Abtreibungen bekanntermaßen durchführen, immer wieder Gruppen von Gegner*innen, die hineinlaufenden Damen durch Schilder und Gesänge ein schlechtes Gewissen machen wollen. Meist kommen diese Personen aus sehr religiösen Kreisen. Besonders schlimm ist die Situation derzeit in den USA. Hier ist die Gruppe der Abtreibungsgegner*innen leider extrem stark. So stark, dass im Bundesstaat Alabama ein Abtreibungsverbot eingeführt wurde, welches es Frauen sogar nach einer Vergewaltigung verbietet, einen Abbruch durchzuführen. Begründet wird das Ganze damit, dass eine Eizelle ab dem Moment der Befruchtung als Mensch angesehen wird. Lässt man diese Abtreiben ist dies Mord. In Deutschland werden solche Positionen hauptsächlich von national-konservativen Menschen und Parteien vertreten.

Am selben Tag, an dem in Deutschland §219a abgeschaft wurde und man sich aus Freude in die Arme fiel, wurde in den USA ein Schritt in die gegenteilige Richtung gemacht und ein neues Urteil erlassen, mit dem die 50 Bundesstaaten nun selbst auf der jeweiligen Landesebene über das Abtreibungsrecht entscheiden dürfen. Ein Gerichtsbeschluss, der viele Amerikaner*innen fassungslos zurücklässt. In vielen Staaten wurden bereits deutliche Einschränkungen eingeleitet, Verbote erlassen und Frauen ihr Recht auf Selbstbestimmung genommen. In kürzester Zeit sind daraufhin Solidaritätsbewegungen entstanden, die aktuell darüber aufklären, dass im Nachbarland Kanada noch immer Abbrüche mit weniger Einschränkungen erlaubt sind, Hilfe für Betroffene anbieten und zum Protest aufrufen.

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Bildquelle: Pexels