Studentenverbindungen: Wenn Traditionen gefährlich werden

Studentenverbindungen wie wir sie heute kennen gibt es seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Bei den rund 1.000 Verbindungen in Deutschland sollte sich doch in den letzten 200 Jahren eigentlich einiges verändert haben. Tatsächlich werden allerdings viele (teilweise gefährliche) Traditionen beibehalten und damit leider auch viele überholte und konservative Vorstellungen. Immer wieder wird Studentenverbindungen zum Beispiel Sexismus und Frauenfeindlichkeit vorgeworfen. Aber wie sehr ähneln die heutigen Verbindungen den damaligen tatsächlich noch?

Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte der Autorin.

Geschichte

Studenten hatten schon im Mittelalter wegen ihrer vielen Reisen das Recht, Waffen zu tragen. Dadurch kam es häufig zu Duellen, die auch tödlich enden konnten. Noch heute halten Studentenverbindungen an dieser Tradition des Fechtens fest: Es gibt noch circa 350 „schlagende“ Studentenverbindungen, in denen das akademische Fechten (die „Mensur“), das oft auch gefährlich werden kann, vorgeschrieben ist. Außerdem stammen viele Redewendungen aus der Zeit des akademischen Fechtens, darunter zum Beispiel „auf Anhieb“ oder „eine Abfuhr erteilen“. Inzwischen gibt es auch viele „nicht schlagende“ Verbindungen, die meist aus religiösen Gründen auf das Fechten verzichten. Das Ziel der Verbindungen war es, die Persönlichkeit der Mitglieder zu stärken. Dafür wurden Verhaltensweisen vorgeschrieben, darunter auch Verpflichtungen zu gewissen Feierlichkeiten, die im Comment (Regelwerk) festgehalten wurden. Diese Regeln waren unterteilt in Vorschriften für das allgemeine Verhalten, das Feiern (Kneipcomment), das Fechten (Paukcomment) und reichten bis hin zu den Farben und Accessoires, die getragen werden sollten (Couleurcomment). Bis heute haben sich diese nur wenig verändert.

Kritik

Diese veralteten Vorschriften führen natürlich auch zu überholten Vorstellungen. So sind viele Studentenverbindungen eher konservativ eingestellt. Frauen sind oft unerwünscht; in fast 85% der Verbindungen besteht noch eine strikte Geschlechtertrennung. Es gibt inzwischen zwar auch Verbindungen, die ausschließlich aus Studentinnen bestehen, jedoch sind diese stark in der Unterzahl.

Rassistische Tendenzen werden ebenfalls noch immer in vielen Studentenverbindungen festgestellt. Einige Mitglieder von Burschenschaften (eine tradierte Form einer Verbindung) sind zum Beispiel auch Mitglieder rechtsextremistischer Organisationen. Burschenschaften beziehen sich außerdem noch immer auf die Grundsätze „Ehre, Freiheit, Vaterland“. So kam es beispielsweise 2011 zu Schlagzeilen, da gefordert wurde, ein Mitglied mit chinesischen Wurzeln aus der „Deutschen Burschenschaft“ auszuschließen. In einer belgischen Studentenverbindung kam es sogar dazu, dass ein Schwarzer Student an den Folgen der gefährlichen „Taufrituale“ ums Leben kam. Der immense Alkoholkonsum vieler Verbindungen wird in diesem Zusammenhang ebenfalls oft kritisiert.