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Studie zeigt: Die sozialen Netzwerke stecken knietief im Klischee

Jetzt einmal Butter bei die Fische. Wer ist nicht schon einmal stundenlang in diversen Instagramprofilen versunken, nur um dann irgendwann um ein Uhr morgens das Gefühl zu haben, dass das eigene Erscheinungsbild so gar nicht dem von InfluencerIn Numéro 1000 entspricht? Kurz vergisst man dann schon gerne auch einmal die 20 Bearbeitungsmodi, durch die das Foto vor Veröffentlichung im Netz gejagt wurde. Zurück bleibt ein irgendwie seltsames Gefühl und der Vorsatz, den Flugmodus morgen Abend einmal etwas eher einzustellen. Wenn uns alten Hasen (und damit meine ich die Fraktion 18+) das schon hin und wieder passiert, wie steht’s dann erst um die Selbstwahrnehmung der Teenies? Das hat jetzt eine Studie der Malisa Stiftung erforscht und die Ergebnisse zeigen, wie tief wir noch immer in Klischees feststecken.

Die Frau als emotionales Modepüppchen

Gut, das ist jetzt vielleicht ein wenig überzogen. Für die Studie wurden 1000 YouTube Kanäle analysiert, 2000 YouTube Videos genauer unter die Lupe genommen und 14 Youtuberinnen zu ihrer Sicht auf die Branche interviewt. Erste Feststellung: Frauen sind ganz deutlich unterrepräsentiert. In 69 % der Fälle war ein Mann Hauptakteur, in nur 29 % eine Frau. Außerdem verkaufen die weiblichen Youtuberinnen ihr eigenes Klischee. Alle Formate behandeln hauptsächlich die Themen Beziehung/Partnerschaft, Mode & Beauty und damit auch alles, was die Frauenwelt eben so interessiert. Männer bieten ein sehr viel breiteres Spektrum: Entertainment, Games, Education, Sport, Comedy, Film & Co. Außerdem stellen Frauen die Tätigkeit in ihren Videos verstärkt als Hobby dar (64 %), während die Männer ihr Tun öfter unter professionellem Können verbuchen (61 %). Was sonst noch auffällt? Die Videos der Männer entstehen öfter in der Öffentlichkeit, die Frauen zeigen sich vermehrt im privaten Umfeld. Und natürlich sprechen Frauen (67 %) auch viel mehr über ihre Gefühle, als Männer (44 %). Neben YouTube Kanälen hat sich die Studie auch 332 Musikvideos der deutschen und amerikanischen Top 100 vorgeknöpft und dazu 748 Jungs und Mädels zwischen 13 und 19 Jahren befragt. 3/4 der Mädels möchten demnach genau so aussehen, wie die Sängerinnen in den Videos, genauso viele Jungs wünschen sich zeitgleich eine Freundin mit diesem Look. Eine Rechnung, die perfekt aufgehen würde – oder auch nicht. In jedem zweiten Video tragen Frauen Kleidung, die sie als deutlich sexualisiert darstellt, Männer sind dagegen nur in 21 % der Videos überhaupt zu sehen. Sind die Herren der Schöpfung dann Teil des Formats wird ihr Körper meist im Ganzen gezeigt, den Frauen wird in 53 % der Videos der Kopf abgeschnitten.

Instagram got me like

Und dann gibt’s natürlich noch Instagram. Das soziale Netzwerk, in dem es nur so wimmelt von stundenlang bearbeiteten Fotos, die uns schließlich mit #nomakeup auf dem Silbertablett serviert werden. 404 Mädels wurden dazu in einer Rezeptionsstudie befragt. Und jetzt wird’s wirklich erschreckend. Diejenigen, die Influencerinnen folgen, finden es zu 63 % sehr wichtig schlank zu sein, diejenigen, die genau das nicht tun, nur zu 38 %.

Ein riesiger Unterschied, der beweist, wie diese makellose Instagram-Schlankheit die eigene Wahrnehmung beeinflusst.

Bearbeitet wird auch, dass sich die Balken biegen. Von den Mädels, die beispielsweise Heidi Klum folgen, hellen 69 % im Nachgang ihre Zähne auf, von denjenigen, die ihr nicht folgen, machen das nur 36 %. Ja, gerade die jüngere Generation wächst mit sozialen Netzwerken auf und wird demnach in ihrer Wahrnehmung beeinflusst. Nicht von ungefähr beschreibt eine Instagram-Nutzerin in der Studie ihre Instagramnutzung mit den Worten: „Man braucht das perfekte Bild und dafür braucht man manchmal eben auch 20 Anläufe. Und das ist nervig, weil es einfach nicht angenehm ist, wenn man dann so lange geschminkt sein muss, nur weil man einfach 20 Bilder machen möchte.“

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz