Südafrika: Über 440 Kinder vor Menschenhandel gerettet

Südafrikanische Sicherheitsbehörden befreiten 443 Kinder vom Menschenhandel an einem Grenzübergang zwischen Simbabwe und Südafrika, die Kinder seien wohl verschleppt worden. Doch der Menschendhandel ist kein neues Problem.

Der südafrikanische Grenzschutz hat zusammen mit der Polizei in der Nacht auf Sonntag 42 Busse am Grenzübergang Beitbridge, zwischen Simbabwe und Südafrika, gestoppt. In den Bussen waren 443 Kinder, die aus Simbabwe nach Südafrika geschleust werden sollten. Die Kinder seien ohne Eltern oder sonstige Erziehungsberechtigte unterwegs und alle nicht älter als acht Jahre gewesen, gab Michael Masiapato, der Leiter der Grenzschutzbehörde, in einer Pressekonferenz bekannt. Die südafrikanischen Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass sie verschleppt wurden.

Die Kinder konnten wieder zurück nach Simbabwe überführt werden. „Es gelang uns, sie aus den Bussen herauszuholen. Wir konnten dann mit den simbabwischen Beamten verhandeln und sie an Simbabwe zurückgeben, damit sie in das Land zurückgebracht werden konnten“, sagte Masiapato. Wer sie womöglich entführte und versucht hat, sie nach Südafrika zu schleusen, wurde nicht bekannt gegeben.

Südafrika: Drehscheibe des Menschenhandels

Menschenhandel ist in Südafrika schon lange ein Problem. Das Land gilt gemeinsam mit Kamerun als die Drehscheibe des Menschenhandels in Afrika. Laut einem Bericht von US AID ist Südafrika ist einer der wichtigsten Ziel- und Ausgangspunkte für den Menschenhandel. „Menschenhändler sagen, dass es in Südafrika viel leichter ist, mit jemandem zu verschwinden, da die Gesetze sehr lax sind, sodass es für sie sehr einfach ist, ins Land zu kommen und es zu verlassen“, erzählt Pinky Khoabane in einem Interview mit Vatican News. Sie ist Aktivistin gegen Menschenhandel und Gründerin der gemeinnützigen Organisation „Defending Dignity“.

Um die 155.000 Menschen werden allein in Südafrika derzeit sexuell ausgebeutet, die Zahl hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Hauptsächlich Frauen und minderjährige Mädchen werden gehandelt. Neben der Prostitution gibt es noch andere Formen der Ausbeutung, wie zum Beispiel Zwangsbettelei, Haushaltssklav*innen oder Organhandel. Die hohe Arbeitslosigkeit und die niedrigen Löhne fördern diese Ausbeutung. 33 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos, das ist fast die Hälfte der erwerbsfähigen Bürger*innen. Im Jahr 2022 lebten schätzungsweise 62,6 Prozent der Bevölkerung an oder unterhalb der Armutsgrenze. Schwarze Menschen sind noch heute überproportional stark betroffen: 64 Prozent von ihnen gelten als arm.

Legalisierung als Lösung?

Um der sexuellen Ausbeutung entgegenzuwirken, plant die südafrikanische Regierung die Legalisierung der Prostitution. Verschiedene Organisationen sehen das jedoch als den falschen Schritt, da es dazu führen könnte, dass noch mehr Menschen sexuell ausgebeutet werden. Auch Khoabane findet das Vorhaben falsch: „Der Handel zielt auf die am stärksten Ausgegrenzten ab, und diese Menschen kommen durch eine Legalisierung des Geschäftes noch mehr in Gefahr.“ Die Aktivistin und ihr Team sagen: Es gibt andere Wege, die Zwangsprostitution und den damit einhergehenden Menschenhandel zu stoppen. Sie sind der Meinung, dass man die Zuhälter und Bordellbesitzer stärker kriminalisieren sollte: „Sie sind die Täter, nicht die Frauen!“

Gleichzeitig hat Südafrika keine Lösung für Opfer von Menschenhändlern und bietet auch keine langfristige Hilfe an. Egal, ob Opfer von Menschenhandel oder illegale*r Migrant*in: Es droht die Abschiebung. Als Opfer von Menschenhandel steht einem zwar kurzfristige humanitäre Hilfe zu, aber nachdem sie gegen die Menschenhändler als Zeug*innen ausgesagt haben, werden sie anschließend abgeschoben. Was dann mit ihnen passiert, ob sie wieder verschleppt und zur Prostitution gezwungen werden, ist ungewiss. Südafrika scheint es egal zu sein.  

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Bildquelle: Tobias Reich, via Pexels; CC0-Lizenz