Shelley Calton Concealed

Girls with Guns

Von Melanie Wolfmeier

Mit einer Schusswaffe rumzulaufen, gut sichtbar für jeden und stets einsatzbereit – das wirkt befremdlich, bedrohlich und hat nichts von der Wild-West-Lässigkeit alter Cowboyfilme. Zumindest in Deutschland. In Texas, USA, besitzen 37 Prozent der Bevölkerung Waffen. Auch Shelley Calton hat von Klein auf gelernt, mit einem Revolver umzugehen. Die Fotografin hat nun andere Frauen in dem Bundesstaat abgelichtet – mit den Pistolen, die sie jeden Tag bei sich haben.

 

Ein Gefühl von Sicherheit?

 

„Most of the women that I photographed for Concealed grew up in Texas and around guns, they have a certain level of comfort with them“, erzählt Shelley Calton über die Fotos, die als Buch (Concealed) im Frühling 2015 erscheinen werden. Caltons Vater zog mit ihr und ihren zwei Schwestern schon früh raus aufs Feld – Übung: Büchsen runterschießen. Viele Trainings, Tests und einen Fingerabdruck später war Shelley Calton lizenzierte Waffenträgerin. Zu der Frage, wie ihre Einstellung zu Schusswaffen wäre, wenn sie nicht damit aufgewachsen wäre, meint sie: „I certainly would have viewed them as more dangerous and perhaps even unnecessary. The reaction that I get from people that aren’t familiar with them is that of intrigue and curiosity.“

Laut einem Bericht des Bundeskriminalamts lag die Zahl der Straftaten gegen das Waffengesetz bei 31.440. Dazu zählen sowohl illegaler Besitz als auch Handel, Bestellung, Einführung und Überlassung. Im Oktober berichtete Zeit Online von einer amerikanischen Umfrage, der zufolge sich 60 Prozent aller Todesfälle von Kindern und Jugendlichen unter 19 Jahren in einem Zuhause ereigneten. 1,7 Millionen Kinder lebten 2011 in Häusern mit ungesicherten, leicht zugänglichen Schusswaffen. Den Ergebnissen der Umfrage stehen die Argumente der Waffenbefürworter entgegen: dass in Staaten, in denen mehr Waffen im Privatbesitz wären, die Kriminalitätsrate gesenkt worden wäre. Und dass ein Besitz nicht automatisch bedeute, den Revolver schneller zu ziehen als manch bekannte Zeichentrickfigur.

In Texas gibt es keinen direkten Grund dafür, ständig eine Waffe bei sich zu haben. Die Frage nach der Notwendigkeit, überhaupt bewaffnet durch die Gegend zu laufen, bleibt. Shelley Calton hat ihre Fotomodells gefragt, ob sie auch schießen würden, wenn ihr Leben oder das ihrer Familie und Freunde auf dem Spiel stehen würde. Alle hatten mit „Ja“ geantwortet. „Their need for protection comes from their individual life stories“, sagt Calton. „I don’t know case by case, but if they encounter a would-be attacker, they are prepared to defend themselves.“