The Last of Us Part II: Brutalität und Poesie
Selten erschien ein Videospiel zu einem (un-)passenderen Moment als The Last of Us Part II. Das Corona-Virus hat die Welt noch fest im Griff, da erzählt dieses Spiel die Geschichte einer postapokalyptischen Welt, in der ein Virus den Großteil der Menschheit dahingerafft und viele Überlebende in Zombies verwandelt hat. Der Nachfolger des mit Preisen überhäuften The Last of Us führt die Geschichte von Joel und seiner Adoptivtochter Ellie fort, die sich in einer dystopischen Welt mit den Nachwehen einer tödlichen Pandemie auseinandersetzen müssen. Das Spiel in Zeiten einer Pandemie über eine Pandemie ist aber dank seiner zutiefst berührenden und einnehmenden Geschichte gleichzeitig die perfekte Flucht aus dem Alltag.
Im Großen ist The Last of Us Part II die Erzählung einer Welt am Ende – und im Kleinen die der Jugendlichen Ellie, die sich nach einem tragischen Zwischenfall auf einen Rachefeldzug gegen Söldner und fanatische Sekten begibt.
Genau wie sein Vorgänger aus dem Jahr 2013 ist auch der zweite Teil nichts für Zartbesaitete. Es spritzt viel Blut, Zombies wird der Kopf weggeblasen und neben körperlichen Leiden wird auch die Seele der Protagonist*innen traktiert. In The Last of Us gehört Verlust zum Spielkonzept.Verlust von Freunden, von Erinnerungen und der Verlust der Menschlichkeit.
The Last of US Part II: Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen
Zum Kult wurde die nun zwei Teile umfassende Reihe aber auch wegen seiner ruhigen, fast schon poetischen Momente, die als Kontrast zur harten Wirklichkeit gerade einen letzten Funken Menschlichkeit bewahren. Nicht immer schleicht man durch Feindesgebiet in der Furcht, in der nächsten Sekunde in einen Hinterhalt zu geraten. Auch das Erforschen einst belebter Siedlungen gehört zum Spiel. Da kann man schon mal mehrere Minuten staunend vor dem Bildschirm sitzen, um den Ausblick auf mit Pflanzen überwucherte Wolkenkratzer zu genießen. Ganz ohne Blut und Tod, mehr ein Stillleben. Es sind Bilder, die sich ins Gedächtnis brennen.
Im ersten Teil begegnet die damals noch fünf Jahre jüngere Ellie zum Ende einer langen Reise mitten in der Dystopie einer Herde freilaufender Giraffen. Als Spieler hat man nichts weiter zu tun, als den Kreaturen bei ihrer Wanderung in den Sonnenuntergang zuzuschauen. Solche Momente gibt es auch in The Last of Us Part II: Zum Beispiel in einem verlassenen Gebäude in Seattle. Auf der Suche nach einem Freund gönnen sich Ellie und ihre Freundin Dina eine kurze Pause. Ellie versucht sich an einer herrenlosen Gitarre, stimmt die Saiten und perfomrt ein langsames Cover des Hitsongs „Take On Me“ von a-ha. Auch nach der Session kann der Spieler sitzen bleiben und eigene Stücke zum Besten geben.
Es ist dieser fließende Wechsel aus Kampf und meditativer Erkundung, der Spieler in seinen Bann zieht und teilweise bis zu zwölf Stunden am Stück vor den Bildschirm fesselt, wie es in einigen Kritiken heißt. Noch stärker als der erste Teil verführt das Spiel dazu, die Story möglichst ohne Unterbrechungen zu erleben. Insgesamt entführt das Spiel über 25 Stunden in seine schrecklich-schöne Welt, die man so detailliert im Genre noch nie gesehen hat. Trotz aller Brutalität trifft das Spiel den Zeitgeist und ist dabei noch wunderschön anzuschauen. Die Apokalypse kann auch schön sein – wenn auch selten.
Plattform: Playstation 4
Folge ZEITjUNG auf Facebook, Twitter und Instagram!
Bildquellen: Sony/Naughty Dog