Kirschblüten

So passiert: Wenn Schüchternheit zu 200.000€ Verlust führen

Der Shinjuku Gyoen mitten im Herzen von Tokio ist einer der größten und beliebtesten Parks der japanischen Hauptstadt, und umfasst beinahe 60 Hektar Grünfläche. Staatlich verwaltet vom Umweltministerium, kostet ein Eintritt normalerweise 200 Yen, was umgerechnet etwa 1,60 Euro sind. Eigentlich nicht viel, aber aufgrund eines klitzekleinen Fauxpas‘ eines Parkwächters  ist es zu einem Verlust von umgerechnet 200.000 Euro gekommen. Was ist passiert?

 

Eine unangenehme Begegnung mit Folgen

 

Ein 73-jähriger Ticketverkäufer hat über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren nahezu jeden Besucher des Parks umsonst eingelassen. Seit 2014 soll er vor allem ausländische Touristen einfach durchgewunken haben, statt ihnen Tickets zu verkaufen – insgesamt handelt es sich wohl um 160.000 Besucher. Erst gegen Ende 2016 soll einem Kollegen das merkwürdige Verhalten des Parkwächters aufgefallen sein, der ihn dann schließlich dem Umweltministerium meldete. Der Herr hatte jedoch einen triftigen, wenn auch eher ungewöhnlichen, aber trotz allem herzzerreißenden Grund: er spricht kein Englisch. Und auch sonst keine andere Sprache außer Japanisch. Dazu kommt, dass er vor einigen Jahren von einem englischsprachigen Touristen so sehr angebrüllt wurde, dass der Parkwächter eine Angst gegenüber den Besuchern entwickelte. Um solchen Situationen aus dem Weg zu gehen, umging er künftig Gespräche mit Touristen. Nachdem die Verluste ans Licht kamen, wurden dem Mann zur Strafe zehn Prozent seines monatlichen Lohns abgezogen. Doch der Herr hat inzwischen gekündigt, und bot – wahrscheinlich aus schlechtem Gewissen – sogar einen Teil von seinem Ruhestandsbonus von knapp 2300 Euro als Entschädigung an.

 

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Bildquelle: Unsplash unter CC0 Lizenz