Warum „Lass uns Freunde bleiben“ keine gute Idee ist
When you love someone and you break up – where does the love go?“
Wer wie ich seine Abende oftmals in einem Sex and the City-Marathon verwandelt, dem kommt dieser Satz sicherlich bekannt vor. Und ich finde ihn nicht nur schön, sondern vor allem die Frage interessant: Wo geht die Liebe hin, wenn wir uns trennen? Und versuchen wir manchmal nur deswegen Freunde zu sein, damit sie bleibt?
Wir lieben uns. Am Anfang leidenschaftlich, irgendwann wird es alltäglich. In vielen Fällen verabschieden wir uns voneinander. Stehen uns am Ende gegenüber, vielleicht schaffen wir es, uns dabei in die Augen zu blicken, vielleicht auch nicht.
Wir fragen uns die Fragen, die niemand laut aussprechen möchte: Wie geht es jetzt weiter? Sollen wir uns wirklich die ausgeleierte Nummer antun und sagen, wir würden Freunde bleiben? Den Schmerz aufschieben, denn man könnte sich schon morgen erneut verabreden. Aber gestehen wir uns doch zu allererst ein, dass unser ‚wir’, auf einmal auf ein ‚du und ich’ geschrumpft ist und dass diese Tatsache in den meisten Fällen einfach scheiße weh tut.
Freunde bleiben, ernsthaft?
Das Internet bietet reichlich Tipps und Tricks, um ohne große Schäden durch jede Trennung zu kommen. Während die einen auf den knallharten Cut zwischen beiden Parteien schwören, ermutigen uns die anderen, doch Freunde zu bleiben. Diese zum Teil halbgaren Weisheiten scheitern allerdings schon an der Tatsache, dass jede Beziehung anders ist, anders abläuft und demnach auch anders zu Ende geht.
In allerlei Liebesforen wird weiter diskutiert und sich die Frage gestellt, warum etwas, das so schön angefangen hat, manchmal gleichgültig und farblos enden muss. „Schlüpft die Liebe durch die Tür und löst sie sich dahinter einfach in Luft auf?“, fragt beispielsweise eine Userin, und wartet auf Antwort.
Oftmals steht man ab da vor einem Trümmerhaufen, mit dem man kaum umzugehen weiß. Was bleibt, sind die bittersüßen Erinnerungen an eine Zeit, in der man nie dachte, sie würde vielleicht mal vorbei sein. Die hilfreich erscheinende Floskel, man würde Freunde bleiben, wird danach oftmals nur ausgesprochen, um vordergründig den Schaden zu begrenzen. Machen wir uns doch nichts vor: Bei diesem Satz machen wir uns immer etwas vor. Zumindest, wenn er im selben Atemzug mit der Trennung ausgesprochen wird. Da kann man „es liegt nicht an dir, sondern an mir“ noch hinterherschieben. Gleiche Kategorie, wenig Wahrheitsgehalt.
Wenn man also versucht, Freunde zu bleiben, ist das kein Garant dafür, dass man es auch wirklich so meint und dass eine Freundschaft funktionieren wird. Genauso wenig heißt es, der andere wäre einem plötzlich egal, nur weil man beschließt, sich vorerst auf den Selbstschutz zu berufen und den Kontakt abbricht. Denn dieser Schutz ist wichtig und wird übergangen, wenn man sich am nächsten Tag zum Mittagessen im Stammlokal trifft, in dem man noch letzte Woche schweigend gegen die nahende Trennung rebellierte.
Dann doch lieber die Affäre?
Laut einer Gewis-Umfrage hat schon jede vierte Frau nach der Trennung wieder mit ihrem Exfreund geschlafen. Oftmals versteckt sich dahinter der klassische Fall der Affäre, die sich direkt nach der gescheiterten Beziehung anschließt. Meist aus dem Verlangen heraus, sich zumindest körperlich weiterhin nahe sein zu können.
In den wenigsten Fällen folgt auf eine Trennung eine Affäre ohne Komplikationen oder eine Freundschaft ohne Hindernisse. „Denn erst, wenn ich etwas komplett beendet habe, kann ich etwas Neues beginnen“, meint Diplom-Psychologe Jörg Wesner. Das kann dann auch eine neue Freundschaft mit dem alten Partner sein, doch dazwischen muss Zeit vergehen. Wühlen sich also deswegen so viele durch das altbekannte Bett des Expartners, um die Liebe zumindest so lange zu halten, bis sie wirklich losgelassen werden kann?
Same same but different
So verschieden die heutigen Beziehungsmodelle sind, so unterschiedlich sind ihre dazugehörigen Trennungen. Diejenigen, die mit einem großen Feuerwerk auseinandergehen und sich am Ende für immer oder zumindest für sehr lange Zeit nichts mehr zu sagen haben, sind genauso häufig vertreten, wie die Sorte von Pärchen, deren Haltbarkeitsdatum ganz leise abgelaufen ist. So leise, dass sie es selbst kaum mitbekommen haben.
Trotzdem stehen sie alle am Ende genau an diesem Abgrund, an dem man der hinabstürzenden Beziehung hinterherguckt und letztendlich jeder für sich alleine entscheiden muss, wie er den Weg findet, sich irgendwann umzudrehen und in eine andere Richtung zu gehen. In der altbekannten Serie lautet die zynische Antwort auf die Frage, wo die Liebe hingeht: „Zum nächsten Partner.“ Kleiner Scherz. Sie bleibt wohl immer zwischen diesen beiden Personen. Zwischen denen ist sie entstanden und irgendwann verpufft oder hat sich in etwas verwandelt, was man vielleicht irgendwann Freundschaft nennen kann.
Bildquelle: Emilie Rhaupp unter via cc by sa-2.0