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Umweltschutz: Mit oder ohne Politiker

Von Melanie Wolfmeier

Deutschland hat doch schon, die USA will nicht so wirklich und China lässt sich nicht in die Karten schauen. In Lima wurde sich bei dem leidigen Dauerthema „Klimawandel“ mal wieder gegenseitig der Schwarze Peter zugeschoben. Zwölf Tage waren es im südamerikanischen Peru, die die Delegierten vor allem mit einer Diskussion füllten: Wer will für den Klimawandel Geld hinblättern?

Die Antwort ist so vorhersehbar wie deprimierend: Niemand. Seit Jahrzehnten schon wissen wir, dass das gedankenlose Herumdümpeln nicht auf Dauer gut gehen kann. Wir verbrauchen zu viel Energie – selbst dann, wenn wir zum Beispiel Plastikabfälle recyclen. Julia Beyer und Miriam Klaussner hat das gewaltig gestört. Im Januar 2014 haben die beiden Frauen angefangen, weitestgehend auf Plastik beim Einkauf zu verzichten. Eine Entscheidung, die nicht nur leicht zu fällen, sondern auch gar nicht so schwer umzusetzen war.

 

Schlechtes und noch schlechteres Plastik

 

Eine komplette Runde durch den Supermarkt zu drehen, ohne eine Plastikverpackung in den Einkaufswagen zu befördern, ist eigentlich unmöglich. Zumindest dann, wenn wir die üblichen Discounter abklappern. Dabei wäre das bewusste Verzichten auf Plastik nicht nur wichtig, um die Müllinseln in den Meeren nicht weiter anschwellen zu lassen. Zwar lassen sich die leeren Käseaufschnittpackungen und Joghurtbecher zu einem bestimmten Prozentsatz recyclen – aber selbst das nur, wenn sie von den Entsorgerfirmen auch trocken gelagert werden. Nasser Abfall lässt sich schlechter aussortieren und landet der Einfachheit wegen in den Verbrennungsanlagen. Der Kohlendioxidausstoß wird so weiter angehoben. Eine trockene Lagerung der Massen an Abfall würde die Unternehmen mehr Geld kosten, weshalb die Abfallberge oftmals im Ofen landen. Diese Geld orientierte Denkweise ist unverantwortlich – weiterhin in schädliches Plastik gehüllte Lebensmittel zu kaufen aber genauso. Denn nicht nur die Regierungen der Welt müssen letztendlich für die Verschmutzung blechen. Jeder Einzelne von uns zahlt für die Scheiß-Egal-Einstellung, mit der wir seit Jahrzehnten die Welt überziehen.

Zu den Supermärkten und ihren Plastikwaren gibt es aber langsam Alternativen. Original Unverpackt in Berlin etwa, ein Laden, der seine Ware ohne glänzende Hülle anbietet. Oder Freikost Deinet in Bonn-Duisdorf, wo Kunden neben Jutebeuteln auch Tupperdosen mitbringen, in denen sie zum Beispiel Käsescheiben verstauen. Das Berliner Unternehmen Unverpackt Einkaufen, das Läden im Hinblick auf den verpackungslosen Trend hin berät, bekommt immer mehr Anfragen. „Der Hype wundert mich nicht, denn es war an der Zeit. Die Verbraucher nervt es doch auch, wenn jede Zucchini einzeln eingeschweißt ist. Der Einzelhandel reagiert darauf“, erzählt Eva Brandt von Unverpackt Einkaufen der Zeitung Zeit Online.

 

Umweltschutz im Alltag

 

Julia Beyer und Miriam Klaussner war es wichtig, dass ihr Vorhaben weder mehr Zeit noch Geld kostet. Aus ihrem ursprünglichen Plan, das Experiment eine Woche durchzuhalten, ist mittlerweile ein verändertes Konsumverhalten geworden. Den Einkauf in großen Supermärkten haben sie gegen einen Rundgang auf dem Markt eingetauscht, sie lassen Produkte weg, die schon beim bloßen Anschauen einen Miniberg an Plastik produzieren. „Wir werden oft gefragt, ob diese Art einzukaufen nicht teurer ist“, zitiert Zeit Online Miriam Klaussner . „Ist sie nicht. Man kauft viel bewusster ein und schmeißt weniger weg.“

Auch, wenn es langsam und noch nicht überall geschieht: Umweltschutz in den Alltag zu integrieren ist nicht mehr unvorstellbar, sondern etwas, was bei einer wachsenden Anzahl an Menschen gut ankommt. Vielleicht, wenn sich noch mehr zu einem Umdenken bewegen lassen, kommt die Botschaft auch ganz oben an: dass einige von uns schon bereit sind, für den Schutz der Erde zu zahlen. Und wir das vorher nicht unbedingt erst ausdiskutieren müssen.

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Bildquelle: orestART unter CC BY-SA 2.0