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Upcycling-Möbel: Kurzer Lifestyle-Trend oder sinnvolle Alternative?

Upcycling und die Gratwanderung zwischen gewöhnlich und unikat

 

Wohnen heute: Nachhaltig sollte es auf jeden Fall sein, oder zumindest danach aussehen, und auch trendbewusst, aber nicht so sehr, dass die Individualität verloren geht. Und auch die Kunst, aus Müll Kunst zu machen, wird im modernen Wohnen geradezu zelebriert. Dazu gibt es natürlich längst das passende Modewort: Upcycling. Überraschend kommt das nicht, schließlich sind echte Influencer immer darauf bedacht, dem Mainstream einen Schritt voraus zu sein, auch wenn das für die Qualität eher einen Rückschritt bedeutet.

In Zeiten, in denen Möbel von der Stange online günstig und in großer Auswahl verfügbar sind, macht es also Sinn, sich mit dem genauen Gegenteil auszustatten. Eine gewisse Ironie ist dabei stets mit von der Partie: Denn genau dort, wo der einfallslose Normalbürger ohne Einzigartigkeitsambitionen seine neue Kunstleder-Wohnlandschaft inklusive passender Lavalampe bestellt, gibt es mittlerweile auch Upcycling-Produkte.

Große Möbelportale wie Möbel 24, xxxlshop.de oder BoConcept treten zum Beweis an: Ob Hängelampe, Kommode oder TV-Lowboard, finden Heim-Designer dort auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen eine schier unendliche Auswahl an Produkten, die früher einmal einem anderen Zweck dienten und per Upcycling dem Wertstoffhof von der Klinge gesprungen sind. Als klarer Favorit geht dabei der Schreibtisch, der aus der Front eines Jeeps gebaut wurde, ins Rennen.

 

Kleine Kollateralschäden sogar erwünscht?

 

Natürlich versteht es sich von selbst, dass repräsentative Upcycling-Möbel keineswegs billiger sind als ihre konventionelle Verwandtschaft. Und das dürfen sie auch gar nicht, schließlich sollen sie Wertigkeit und Individualismus verkörpern.

Doch ob sie das auch immer tun, hängt von den Produkten ab. Wer alte Weinkisten als Wandregal und die Euro-Palette als Bett nutzt, schafft immerhin natürliches Flair im Zimmer, denn Holz atmet und ist bekanntlich nie verkehrt. Und noch besser: Auch im Eigenbau lässt sich viel bewerkstelligen, was die Kosten natürlich stark reduziert. Vor allem, wenn die Materialien nicht im Hochglanz-Möbelhaus, sondern auf dem Vintage-Flohmarkt besorgt werden. Falls im Gegenzug der ein oder andere Splitter in den Finger eintaucht oder das zusammengeschusterte Wandregal unter der Last mehrerer Gin-Flaschen nachgibt, erhöht das sogar den Charme des individuellen Wohnens.

Unangepasste Geister, die sowieso schon über ein Tiny House im Berliner Umland nachdenken, können mit Upcycling-Möbeln jedenfalls ihre ersten Gehversuche machen und erfahren, was es bedeutet, ohne IKEA-Bauanleitung zurechtzukommen.

 

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Bildquelle: Pexels unter cc0 Lizenz