valentinstag-todesstern-marie-hesse-blumen

Valentinstag: Liebe bis zum Todesstern und zurück!

Von Marie Hesse

Liebe ist alles. Sie ist berauschend und aufregend, lässt uns auf Wolke 7 schweben und all das Böse dieser Welt mit rosafarbenem Schimmer sehen. Liebe kann aber auch ein echtes Miststück sein. Herzzerreißend und in Ausnahmefällen sogar tödlich. Ab und an ist Liebe die stärkste und schönste, aber auch hässlichste Emotion, die wir als Individuen zu fühlen in der Lage sind. In all ihren Facetten zur gleichen Zeit.

Warum machen wir uns dieses komplizierte Gefühl noch zusätzlich durch das Zelebrieren überflüssiger Feiertage schwer? Ist es nicht schon nervenaufreibend genug, Unmengen an Geburts- und Jahrestagen im Kopf zu behalten (oder zu vergessen)? Warum also lassen sich so viele von uns von all den Blumenläden und Schokoladenfabriken dieser Welt noch immer so unter Druck setzen?

 

Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Valentin

 

Die Geburtsstunde des Valentinstags ist höchstwahrscheinlich eine der hellsten Stunden am sonst eher dunklen Himmel der Blumenverkäufer. Während sich also die Blumenverkäufer in die Hände spucken, ist der Tag der Liebenden für einige Paare eine mentale Zerreißprobe. Gedacht war das so eigentlich nicht. Während man heute nur noch der Liebsten eine langstielige Rose und Milka Pralinen überreicht, so wurden im England des 15. Jahrhunderts mithilfe der Losziehung Paare gebildet, die sich am Valentinstag kleinere Geschenke überreichten.

Diese Form des Zeitvertreibs kennen manche vielleicht aus den langen Bürotagen vor Weihnachten, an denen irgendeiner der Kollegen auf die Idee kommt „mal was Lustiges zu machen“ und fröhlich unleserliche Namen auf Druckerpapierfetzen schreibt. Diese Frühform des sogenannten Wichtelns machte am Valentinstag also ganz zufällig Menschen glücklich. Die Blumenindustrie, sowie auch Charlie aus der Schokoladenfabrik guckten zum damaligen Zeitpunkt noch in die Röhre.

 

Frauen: Kauft euch eure Rosen selbst!

 

Neulich lauschte ich im Café meines Vertrauens einer lustigen Konversation. Zwei Frauen unterhielten sich über den herannahenden Valentinstag. „Wenn er das diesmal wieder vergisst, reiß´ ich ihm den Kopf ab“, sagte die eine. „Das glaube ich. Ich hab´ Martin schon letzte Woche gesagt, dass er einen Tisch bei Talili bestellen soll. Man muss ja immer alles selber machen“, antwortete die andere. Beide grinsten sich an, nickten wohl wissend und rührten langsam in ihren Kaffees herum. Ich dachte unweigerlich an meine Beziehung. Hatte er mir schon mal einen Strauß Rosen am Valentinstag überreicht oder einen Tisch beim Lieblings-Italiener reserviert? Fehlanzeige. Wahrscheinlich auch, weil ich den Tag bisher irgendwie immer nur am Rande mitbekommen habe und meine Chance IHN dementsprechend rechtzeitig an ES zu erinnern, stets von selbst verflog.

 

Am Valentinstag leer ausgegangen? Erstmal Nudeln!

 

Wer dem Liebsten schon Ende Januar Erinnerungsnotizen ins Handy einspeichern muss oder während des gemeinsamen Wochenendeinkaufs bei Kaisers übertrieben auffällig auf die neben der Kasse stehenden Rosen stiert und letzten Endes doch leer ausgeht, sollte sich jedoch nicht allzu sehr bemitleiden. Wie fast immer trifft es andere Menschen noch ein bisschen härter. In Japan werden beispielsweise am Valentinstag nicht die Frauen, sondern die Männer beschenkt und die Südkoreanerinnen haben sogar zwei Mal die Chance leer auszugehen. Wer dort sowohl am „White Day“ als auch „Black Day“ nichts bekommen hat, darf sich selbst daher am 14. April traditionell mit einem Teller Nudeln in schwarzer Soße bemitleiden. Guten Appetit.

Worauf kommt es also wirklich an? Sind die kleinen Aufmerksamkeiten in Form von Rosen und Pralinen, die sich beim genaueren Hinsehen lediglich als Präsente des gesellschaftlichen Drucks entpuppen, tatsächlich ein Indikator für eine funktionierende Beziehung? Sind Männer, die den Valentinstag vergessen, tatsächlich keine Romantiker? Und Frauen, die auf die Einhaltung der vor Jahrhunderten aufgestellten sozialen Codes bestehen, demnach auch irgendwie keine Feministinnen?

Ganz so hart würde ich mit der Ausübung des ohnehin eher anerzogenen Verhaltens nicht ins Gericht gehen. Schon im Kindergarten oder der Schule erlernen wir die Fähigkeit der Valentinstagskartenherstellung, unsere erste Freundin will am 14.2. Schokolade bekommen und jeder Supermarkt dieses Landes belästigt sowohl Männlein als auch Weiblein schon Ende Januar mit Herzen, Pralinen und Schnittblumen. Kaum sind die Weihnachtsmänner weg, kommt Amor mit seinem Pfeil und schießt wie ein Märtyrer der Liebe um sich. Welche Beziehungen am Tag der Liebenden zerbrechen, ist ihm herzlich egal. Hauptsache Blume2000 macht seinen Umsatz.

 

Das große Ganze kauft am Sonntag für uns Milch

 

Dabei ist der Tag der Liebe doch so viel mehr. Er kann ein Montag sein oder auch ein Donnerstag. Man kann ihn im Kino verbringen oder im Flugzeug. Zusammen oder allein. Man muss kein Paar sein, um am Valentinstag ein bisschen quality time verbringen zu können und sollte man doch eine andere Person als partner in crime an der Seite haben, sollte dieser am Tag des Blumenhändlers, ähm Mist… ich meine natürlich Valentinstag, keinen amourösen Spießrutenlauf durchlaufen müssen.

Mädels, wir sind doch keine Marionetten des Blumen- und Schokoladenhandels. Genau genommen hat der 14.2. für uns als Individuen keinen Mehrwert. Was der Tag allerdings doch kann, ist auf die Person aufmerksam zu machen, die sich mit uns tagtäglich das Bett oder die Butter teilt. Was zählt sind 24/7 und an 365 Tagen im Jahr nämlich eigentlich die Menschen, die wir viel zu oft als selbstverständlich an unserer Seite betrachten.