Leben wir bald in den vereinigten Staaten von Europa?
Brexit, Populismus, der Streit über die Aufnahme Geflüchteter und jetzt auch noch Corona: Die Europäische Union steht einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber und scheint nicht selten an die Grenzen ihrer Möglichkeiten zu geraten. Nicht nur ihre Existenz als solche, sondern auch ihre Strukturen, welche die wenigsten Normalos komplett durchschauen, stehen häufig in der Kritik. Wie soll es also weitergehen mit der EU? Während in den letzten Jahren vor allem die Stimmen derer laut wurden, die sie am liebsten ganz abschaffen wollen, wird bereits seit langem immer mal wieder ein noch viel engeres Zusammenarbeiten der europäischen Länder diskutiert: die Vereinigten Staaten von Europa. Einige Befürworter dieser Idee innerhalb wie außerhalb der EU sehen einen europäischen Föderalstaat als Pendant zu den Vereinigten Staaten von Amerika als finales Ziel des europäischen Integrationsprozesses.
Die Idee ist alles andere als neu. Bereits Victor Hugo und George Washington hatten die Vision eines Europäischen Staates nach Vorbild der USA. Später wurde die Idee von Winston Churchill und schließlich Konrad Adenauer aufgegriffen. 2011 sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (damals Arbeitsministerin) im Interview mit dem Spiegel: „Mein Ziel sind die Vereinigten Staaten von Europa – nach dem Muster der föderalen Staaten Schweiz, Deutschland oder den USA.“ Die SPD hat dieses Ziel sogar schon 1925 in ihren Heidelberger Verträgen formuliert.