Von 1886 bis heute: Wie der 1. Mai uns verändert(e)

Demos in Großstädten wie Berlin oder Paris, Open-Air-Festivals in der Frühlingssonne oder einfach mit Freunden und Familie den freien Tag genießen. So kennen wir ihn: Den 1. Mai. In Deutschland ist er – so wie in vielen anderen westlichen Ländern – ein gesetzlicher Feiertag, auch bekannt als „Tag der Arbeit“. Warum dieser Tag bis heute so wichtig ist, zeigt ein Blick in die Vergangenheit.

1886: Die Haymarket-Affäre

Am 1. Mai 1886 gingen Arbeiter in Chicago auf die Straße, um die Einführung des 8-Stunden-Tags zu fordern. Damals arbeiteten sie täglich 12 Stunden – für Hungerlöhne. Weil der Chefredakteur und Herausgeber der Arbeiter-Zeitung August Spies auf dem Chicago Haymarket eine Rede für die demonstrierenden Arbeiter hielt, bekam die Bewegung den Namen „Haymarket Affair“. Spies wurde später, zusammen mit anderen vier Männern, zum Tode verurteilt.

1890: Erste Protestbewegungen in Deutschland

Die Arbeiter-Protestbewegung erreichte auch Deutschland, wo die Arbeitsbedingungen ebenso schlecht waren. Am 1.Mai 1890 gab es deutschlandweit (damals noch Kaiserreich) Massenproteste. Und das, obwohl laut der bismark’schen Sozialistengesetze Versammlungen dieser (sozialistischen) Art verboten waren. Die Sozialistengesetze wurden im gleichen Jahr aufgehoben, doch die Protestbewegung blieb: Es ging jedes Jahr am 1. Mai auf die Straße.

Ab 1933: Propaganda-Bühne für Hitler

Bereits während der Weimarer Nationalversammlung (1919) gab es den Vorschlag, den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu machen. Mit wenig Erfolg. Die Nationalsozialisten nutzten 1933 die Möglichkeit und schafften dadurch eine politische Propaganda-Bühne für Adolf Hitler, der an diesem Tag Reden hielt.

Ab den 1980ern: Ausschreitungen

Die Nazis wurden besiegt, der von ihnen eingeführte Feiertag blieb – ohne Propaganda. In der DDR wurde dieser Tag zum „Internationalen Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“ gemacht und mit großen Märschen und Paraden gefeiert. Ab den 1980ern kam es in Berlin immer öfter zu Ausschreitungen zwischen den „Revolutionären Blöcken“ und den Behörden.

2001: Der EuroMayDay

Seit Anfang des Jahrtausends sind die Probleme der Arbeiter andere geworden, die internationale Bewegung „EuroMayDay“ demonstriert jedes Jahr gegen die teils prekären Verhältnisse der Arbeiter.

Was nun?

Seit dem 19. Jahrhundert hat sich in der Welt und in unserer Gesellschaft so einiges getan. Die Arbeitszeiten sind meist reguliert, das Arbeitsumfeld (fast) gut abgesichert und Arbeiter genießen definitiv mehr Rechte. Trotzdem gehen die Menschen jedes Jahr auf die Straße, denn Misstände gibt es weiterhin.

Auch das Jahr 2020 bringt neue Schwierigkeiten und Herausforderungen mit sich. Darüber sprechen wir bestimmt auch noch 2021. Vielleicht auf einem Open Air Festival am 1. Mai?

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Bildquelle: Unsplash; CCO-Lizenz