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Waffengewalt in den USA: Alte Probleme und neue Herausforderungen

Schusswaffen und die USA. Man könnte es fast als eine Art toxische Liebesbeziehung darstellen: Zusammen geht es nicht, aber eine Trennug steht außer Frage. Die letzten Monate haben noch einmal verdeutlicht, wie groß das Problem wirklich ist.

Ein Angriff auf die Parade zum Unanbhängigkeitstag, ein Angriff auf ein Krankenhaus. Schießereien in Philadelphia und Tennessee. 9 Tote aus Attentaten in 3 Städten an einem Wochenende. Seit Jahren sprechen Statistiken und Ereignisse eine eindeutige Sprache. Die USA hat ein riesiges Waffenproblem. In den letzten Wochen hat sich die Lage noch einmal zugespitzt. Man rennt von einem Attentat ins nächste, die Regierung kommt mit Trauerverkündungen und Erklärungen kaum hinterher, Tagesschauposts mit schockierenden Schlagzeilen werden einfach weggewischt. Mit der Zeit stumpft man ab und vor allem: Man akzeptiert.

Doch das ist nur solange möglich, bis das eigene Umfeld betroffen ist. Die Namen der zu Tode gekommenen Menschen, stehen in den Headlines der Zeitungen. Die Familien werden sich, wenn überhaupt, erst nach Jahren von der Gewalt erholt haben. Doch große Protestbewegungen lösen die Taten schon seit Monaten nicht mehr aus. Zuletzt ist ein Afroamerikaner mit 60 Schüssen durch die Polizei getötet worden. Was vor ein par Jahren noch zum Aufschrei geführt hätte, ist mittlerweile eher eine Randnotiz in den Tagesthemen. Traurig aber wahr.

Der Tod von George Floyd und die damit einhergehenden Black Lives Matter Bewegung ist gut 2 Jahre her. Milliarden Menschen auf der ganzen Welt hatten sich damals solidarisiert. Gegen Rassismus, in der Polizei und in der Gesellschaft. Aber vor allem gegen einen leichtfertigen Schusswaffengebrauch. Nur 26 Monate später lässt sich eine trauriges Fazit ziehen: Wirklich verändert hat das alles nichts. Schwer begreiflich, scheinen sich die Menschen doch eigentlich so einig. 15 bis 26 Millionen Menschen sollen in den USA am Protest teilgenommen haben. Doch es scheint, als läge die Macht nicht mehr in den Händen der Massen. Aber steht die Demokratie nicht genau dafür? Wie kann es sein, dass verschärfte Waffengesetze noch immer strukturell blockiert werden?

Lobbyismus

Die größte Waffenlobby der USA, die NRA, hat nach eigenen Angaben 5 Millionen Mitglieder, etwa ein Drittel des Minimums der Protestteilnehmer. Analysten gehen allerdings von deutlich weniger Mitgliedern aus. Es wird ständig betont, dass die Mehrheit der US-Bürger noch immer hinter einem „liberalen“ Umgang mit Schusswaffen steht. Laut Umfragen positionieren sich allerdings seit fast 10 Jahren mehr als die Hälfte der Amerikaner für härtere Regulierungen. Unterstützung erhält die NRA von der republikanischen Partei, zumindest dem (ganz) rechten Rand dieser und dem Political Victory Fund, dem politischen Arm der NRA.

Wo Politik gemacht wird, sollte eigentlich diskutiert werden.

Das größte und irgendwie auch einzige Argument der Waffenunterstützer ist eine „Das war schon immer so, das bleibt auch so“ Agenda. Ein Argument, so schwach wie die NRA stark ist. In der Vergangenheit kam es von Seiten der NRA immer wieder zu Machtdemonstrationen, sodass sich kein Politiker der Gegenseite gerne Ärger mit der Lobby einhandeln wollte. Demokraten, die ihre Posten verlieren und öffentliche Symphatierankings sorgen dafür, dass die NRA noch immer großen Druck auf die Politik ausüben kann. Außerdem werden befreundete Politiker immer wieder mit hohen Geldsummen unterstützt. Zum Beispiel: Donald Trump. Er hat – wie sollt es auch anders sein – auf der Jahrestagung der NRA in Houston gesprochen.

Die Logik ausblenden, an Traditionen festhalten, Tote ignorieren. Ein realistisches Ende der Waffengewalt ist leider noch immer nicht wirklich in Sicht. Der Verband von Waffenliebhabern ist noch immer zu mächtig und trotz verheerender Zahlen sind die US-Bürger den Waffen noch immer zugetan. Doch weitergehen kann es so auch nicht. Im Schnitt alle 6 Tage ein Amoklauf, 120 Schusswaffen auf 100 Bürger. Zahlen, die nicht aus dem Land, das sich selbst als „Beste Nation jemals“ bezeichnet, kommen sollten.

Probleme, die seit Jahren bekannt sind und für die endlich eine Lösung gefunden werden muss.

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Bildquelle: Unsplash; CC0-Lizenz