Wahl in den Niederlanden: Die Jungen und der Rechtspopulismus

Als Kind war Amsterdam für mich das Paradies. Mit großen Augen blickte ich auf die bunten Farben. Unter einem Himmel, an dem die Wolken sich viel schneller bewegten als in Deutschland und der innerhalb von Minuten wechseln konnte, bot sich leicht zu beeindrucken Kinderaugen die absolute Vielfalt. Männer mit Schnurrbärten rollten dicke Käseräder über Kopfsteinpflaster, Bands mit Wurzeln in Suriname spielten exotisch klingende Melodien, über winzige Brücken über Kanälen fuhren Menschen mit verschiedenstem Aussehen mit Fahrrädern und abends warfen Laternen warmes Licht auf die kleinen Wellen, auf denen Hausboote schaukelten, von denen aus Gitarrenklänge die Luft teilten.

Auch später kam ich gerne her, fühlte mich in der gelebten Diversität wohler als an manchen Orten in Deutschland. Denn hier schien jeder willkommen zu sein, von den Leuten strahlte ein Lockerheit aus, die ich immer bewunderte, und die mit ein Grund war, warum ich immer wieder zurückkam. Auch wenn sich der Wunsch, eines Tages auf einem Hausboot in Amsterdam zu leben, irgendwann zwischen Kindheit und Erwachsenwerden verabschiedete, die besondere Verbindung zu diesem Land, in das meine Eltern mich schon mitgenommen hatten, als ich wenige Monate alt gewesen war, blieb – und mit ihr die Gewissheit, wiederzukommen. Ans Meer und nach Amsterdam.

 

27 Prozent der Unter-25-Jährigen werden Wilders wählen

 

Am 15. März 2017 werde ich an meinem Laptop sitzen, NPO 1 streamen, den Sender, auf dem ich als Kind oft niederländischen Fußball guckte, der so wundervoll skurril klingenden Sprache lauschte, während meine Eltern kochten. Dieses Mal werde ich wieder nichts verstehen, die Faszination aber wird einem Gefühl gewichen sein, das irgendwo im Brustkorb sitzt und sich zwischen Panik, Unverständnis und Wut verorten lässt. Denn an jenem Mittwoch finden in den Niederlanden die Parlamentswahlen statt. Und es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Geert Wilders und den Rechtspopulisten und Mark Rutte und den Liberalen erwartet.