Warum ich ständig Diskussionen starte – und es liebe

Nenn mich Nervensäge, übertrieben emotional oder „pain in the ass“. Aber lass uns bitte drüber diskutieren. Man sagt ja gern: „nun lass mal gut sein.“ Oder: „halte dich zurück“. Aber nein, es gibt einfach Themen, da sollte man nicht schweigen und sich nicht zurückhalten. So unnötig wie eine Diskussion auf dem ersten Blick auch scheint, so wunderbar kann das Ergebnis sein. Deshalb ist das hier eine übertrieben emotionale Liebeserklärung an Diskussionen.

Man sagt, dass Diskussionen mit Menschen, die die dieselbe Meinung vertreten, nicht wirklich etwas bringen. Schließlich bekommt man dadurch keine andere Einsichten und macht sich das Leben auch irgendwie einfach. Aber, wenn man genau das Gegenteil tut und mit Menschen diskutiert, die eben eine ganz andere Meinung vertreten, dann soll das auch nicht gut sein. Vor allem, wenn man die Diskussionen manchmal mit voller Absicht sucht. Wenn man von Anfang an weiß, dass die Diskussion möglicherweise in einem kleinen Streit endet, den man nur mit einem kühlen (alkoholfreien) Bier beilegen kann.

Über Rassismus oder Feminismus muss diskutiert werden

Aber genau diese Diskussionen sind doch so wunderbar! Vor allem mit Leuten, bei denen man von Beginn an weiß, dass sie sich mit dem Thema noch nicht ausführlich auseinander gesetzt haben. Die Argumente sind dann nicht unbedingt auf Fakten gestützt, sondern auf: „Hab ich mal bei Facebook gelesen.“ Und: „Ich empfinde das aber so und so.“ Herrlich. Und nein, hier geht es nicht um Themen, die einen Platz für unterschiedliche Meinungen lassen. Hier geht es um die guten alten Menschenrechte. Also Diskussionen über Rassismus, Feminismus und auch Nachhaltigkeit. In diesen Themenbereichen gibt es keinen Platz für „Also, ich hab das ja ganz anders erlebt.“

Von genau solchen sogenannten Grundsatz-Diskussionen wird einem ständig abgeraten. Vor allem mit Freunden, innerhalb der Beziehung oder noch schlimmer: Am Familienesstisch. Es gibt wahrscheinlich Unmengen an Ratgeber, die einen genau davor warnen. Und ja klar, die Diskussionen können anstrengend sein und vielleicht auch unnötig. Aber hey, wenn man doch Spaß dabei empfindet sich mal ein wenig zu streiten, wo ist dann das Problem? Denn manchmal ist das Schweigen schädlicher, als eine Diskussion.

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Keine Diskussion ist Hoffnungslos

Vor allem bei eben jenen Themen, über die wir uns mit bestimmten Menschen immer mal wieder streiten sollten. Ich bin nun einmal nicht leise, wenn ein Mensch darauf besteht das N-Wort zu sagen, nur weil es ein Familienmitglied ist oder weil mir ein Bestseller-Ratgeber weiß machen will, dass diese Diskussion nichts bringt. Denn genau das ist der Knackpunkt. 

Ich bin der festen Überzeugung, dass solche Diskussionen eben doch zu etwas führen können. Gut, manchmal scheint der Abend versaut und manchmal lässt sich der große Elefant im Raum nicht mehr verscheuchen. Aber andererseits könnte ich die andere Person dazu gebracht haben sich noch einmal mit dem Thema zu beschäftigen. Mit diesem einen Thema, was so gründlich den Abend versaut hat und von dem ich so überzeugt und angriffslustig gesprochen habe. Vielleicht setzt sich die Person endlich mit Fakten auseinander und wir diskutieren das nächste mal nicht mehr darüber, ob Menschenrechte gut sind, sondern darüber, wie wir sie umsetzen könnten.

Fakten überzeugen

Jemand hat mal zu mir gesagt: „Wenn du so angriffslustig argumentierst, löst du bei der anderen Person genau das Gegenteil aus.“ Ich glaube das ist falsch. Oder zumindest habe ich Hoffnung. Und zwar, dass die Person mich das nächste mal mit Fakten in Grund und Boden diskutieren wird. Weil verdammt, ja: Lass uns drüber diskutieren!

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