Was Weinen so gesund macht – und wann es gefährlich wird
Weinen ist weit mehr als eine bloße emotionale Reaktion. Es erfüllt verschiedene physische und psychische Funktionen, die dem Menschen helfen, mit Belastungen umzugehen. Laut einem Beitrag der Oberberg Kliniken kann das Vergießen von Tränen durchaus gesund sein. Es wirkt nicht nur reinigend und schützend, sondern auch erleichternd. Doch wann ist Weinen normal, und wann könnte es ein Anzeichen für tiefergehende Probleme sein?
Hormone und der Körper beim Weinen
Beim Weinen setzt der Körper zahlreiche biochemische Prozesse in Gang. Zunächst wird Adrenalin freigesetzt, das den Blutdruck erhöht und die Atemfrequenz steigert. Weitere Hormone wie Endorphine, Oxytocin und Prolaktin spielen ebenfalls eine Rolle. Endorphine wirken schmerzlindernd und stimmungsaufhellend. Sie fördern das Wohlbefinden und stärken das Immunsystem, allerdings nur kurzfristig. Oxytocin, das sogenannte Bindungshormon, reduziert Stress und trägt zur Schmerzlinderung bei. Prolaktin beruhigt den Körper, kann jedoch bei erhöhten Werten auch depressive Verstimmungen auslösen. Die Oberberg Kliniken weisen darauf hin, dass diese komplexe Hormonregulation beim Weinen zur emotionalen und körperlichen Entlastung beiträgt.
Die Bedeutung der Tränenflüssigkeit
Tränen erfüllen mehrere Funktionen. Reflextränen schützen die Augen vor äußeren Reizen wie Rauch oder Staub und sind besonders reich an antibakteriellen Stoffen. Emotionale Tränen hingegen enthalten höhere Konzentrationen an Eiweißen und Stresshormonen. Sie wirken wie ein natürlicher Reinigungsmechanismus und helfen, schädliche Substanzen aus dem Körper zu spülen. Obwohl dieser Effekt als entlastend empfunden wird, betonen die Experten, dass die Hauptverarbeitung von Stresshormonen in der Leber und den Nieren stattfindet.
Weinen: ein Balanceakt für die Psyche
Weinen kann einen sogenannten Katharsis-Effekt haben. Es hilft, Stress zu bewältigen und ein emotionales Gleichgewicht wiederherzustellen. Extrovertierte Menschen profitieren häufig stärker von den positiven Effekten, insbesondere im Beisein von einfühlsamen Bezugspersonen. Für Menschen mit Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen bringt Weinen jedoch oft keine Erleichterung.
Wann Weinen problematisch wird
Ständiges Weinen kann auf ernsthafte psychische Probleme hinweisen. Zu den körperlichen Folgen zählen Dehydration, Erschöpfung und geschwollene Augenlider. Auch der Alltag kann beeinträchtigt werden, wenn Emotionen die Lebensqualität stark einschränken. Langfristig kann ein hoher Cortisolspiegel durch Stress das Immunsystem schwächen und den Stoffwechsel negativ beeinflussen. Daher empfehlen Fachleute, die Ursachen für häufiges Weinen zu untersuchen, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Emotionen nicht unterdrücken
Weinen ist ein natürlicher Teil der emotionalen Intelligenz. Es hilft, Gefühle zu verarbeiten und anderen zu signalisieren, dass man Unterstützung braucht. Das Zurückhalten von Tränen kann dagegen körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Bluthochdruck fördern. Zudem können sich aufgestaute Gefühle langfristig negativ auf die Psyche auswirken.
Unterstützung durch Experten
Wenn emotionale Belastungen überhandnehmen, können therapeutische Maßnahmen helfen. Insgesamt ist Weinen nicht nur eine normale menschliche Reaktion, sondern auch ein wichtiges Werkzeug für emotionale und körperliche Gesundheit.
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Bild: Pexels, CC0-Lizenz