Rauchen Umwelt Alternative

Fluppe trifft Natur: Von der Doppelmoral umweltbewusster Raucher

Wer vermutet, dass das hier jetzt ein Disstrack gegen Raucher wird: Nö. Ich habe nichts gegen Raucher, wirklich. Jeder soll machen, worauf er Bockt hat. Wogegen ich aber was habe, ist die Doppelmoral, die sich in folgender Gegebenheit äußert: Auf der einen Seite herzhaft die Umwelt schützen wollen und darüber erzürnt sein, dass Menschen jeden Tag Auto fahren, Fleisch essen und Alufolie verwenden und auf der anderen Seite mehr gewollt-cool als authentisch-lässig aber auf jeden Fall dämlich-heuchlerisch den Zigarettenstummel nach dem Rauchen durch die Weltgeschichte schnippen und sich nicht kümmern, wo der landet und wie lange er da liegen bleiben wird. Zeit, mal ein wenig umzudenken, liebe Dudes und Dudettes.

 

Unbequeme Fakten: Make some noise!

 

Täglich werden zwei von drei gerauchten Zigaretten weggeworfen. Klingt jetzt erstmal nicht so dramatisch, wenn Hans und Franz ihre Fluppen wegfloppen. Etwas ungemütlicher wird es, wenn wir erfahren, dass täglich 15 Milliarden Zigaretten hergestellt werden und somit zehn Milliarden von ihnen in auf den Boden, in Flüsse oder Wälder geworfen werden. Dort liegen die Überbleibsel des Rauchvergnügens etwa 15 Jahre, bis sie vollständig zersetzt wurden. Ein Fluppenrest lebt also länger als so manche Beziehung. Gut zu wissen!
Der Obergau ist es aber, wenn die Glimmstängel, die übrigens das größte Müllproblem an den Meeresküsten dieser Erde sind, in Gewässer geraten. Dann können sie bis zu 500 Liter Wasser verunreinigen und natürlich von Wasserbewohnern aller Art gefressen werden, die daraufhin elendig verrecken. Und das alles nur, weil ihr zu faul wart, eure Zisen ordnungsgemäß, ein herrliches deutsches Wort, zu entsorgen! Shame und die Leichen vieler unschuldiger Fische, Frösche und Delfine (kleine Übertreibung) on you! Aber Hauptsache, die vegane Sojamilch steht im Kühlschrank und die Avocado wartet darauf, geschält zu werden. Die einzige Art, jetzt nicht mehr in die Hölle zu kommen, ohne sich auf einen Ablasshandel einzulassen, ist, auf Alternativen auszuweichen.

 

High Tech-Aschenbecher

 

In Waterloo war für Napoleon bekanntlich Ende im Gelände. Und nicht nur für den: auch für auf der Straße gammelnde Zigarettenstummel soll jetzt Schluss sein. Schließlich hat Waterloo als erste Stadt der Welt kürzlich diverse High Tech Aschenbecher aufgestellt, durch die Zigarettenüberreste recyclet werden sollen. Die Reste werden dann von der Firma Mégo verarbeitet und von Hand sortiert, dann gemahlen, durchsiebt und durch Wasserbäder entgiftet. Dadurch entstehen getrocknete Fasern, die erhitzt und zu einer festen Platte gepresst werden. Da der Rohstoff der Kippen, das Celluloseacetat, dafür geeignet ist, widerstandsfähige Produkte herzustellen, kann aus ihnen städtisches Mobiliar gefertigt werden. Bald möchte die Firma seine Aschenbecher ins Ausland exportieren, sodass sie vielleicht auch bald in Deutschland aufgestellt werden. Während Nichtraucher in Waterloo die Idee fancy finden, zweifeln die Raucher eher. Schließlich gäbe es von denen noch zu wenig, sodass man erstmal zum nächsten neuartigen Ascher latschen müsste. Wer sowas Unmenschliches verlangt, dem kann auch nicht mehr geholfen werden. Schließlich sollen ja noch unsere Enkel in zigarettengefüllten Sandkisten spielen.

 

Portabler Aschenbecher

 

Wollt ihr diesen beschwerlichen Weg nicht auf euch nehmen, könnt ihr immer noch auf portable Aschenbecher ausweichen, die ihr einfach in eure Taschen oder Rucksäcke packen könnt. Wenn ihr zu Ende geschmöckt habt, zückt ihr einfach euren schicken und natürlich verschließbaren Mini-Aschenbecher und haut eure Fluppe da rein. Dafür könnt ihr zum Beispiel auch alte Cremedosen verwenden. Hach, dieser multiple Mehrwert, mir wird ganz warm ums Herz!

 

Zigaretten selber drehen

 

Zu guter Letzt könnt ihr euch eure Zigaretten auch selbst drehen, was vermutlich eh die meisten von euch machen. Dabei kann man ganz easy Filter von Green Butts verwenden. Diese bestehen nämlich nur aus natürlichen Materialien wie Hanf – hat hier jemand Green Berlin gesagt? – Flachs und Baumwolle und sind frei von Plastik und Mineralölprodukten. Somit können sie besser und binnen eines Monats abgebaut werden, falls einige von euch schon so frevelhaft sein sollten, den unliebsamen Stummel Mutter Natur zum unverdaulichen Fraß vorzuwerfen. Außerdem, und jetzt wird es richtig spaceig, befinden sich in dem Filter Gras- oder Pflanzensamen, sodass die Filter zudem kompostiert oder sogar zu kleinen Pflänzchen werden können. Stell dir das mal vor: von der Fluppe zur Rose, vom Bordstein bis zur Skyline – mit diesem Filter ist alles möglich! Und ihr könnt ein Teil dessen sein. Indem ihr eure Stummel in Aschenbechern oder Dosen entsorgt, versteht sich.

 

Fakt ist: Wer rauchen möchte, soll das gerne tun. Dagegen wird kein drohender Zeigefinger erhoben. Der kommt erst zum Einsatz, wenn ihr große Reden über Umweltschutz schwingt, selbst aber keinen Deut besser seid und eure Fluppen auf große Weltreise schickt. Oft ist das schon ein Automatimus, dessen ihr euch gar nicht mehr bewusst seid. Aber wer Umweltschutz sagt, muss auch „Ich werf meine Fluppen jetzt richtig weg“ sagen. So ein bisschen Umweltbewusstsein hat noch nie jemandem geschadet. Schließlich versucht ihr ja auch immer, das den Leuten einzubläuen.

Darauf erstmal ’ne Kaugummizigarette.

 

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Pexels unter CC0 Lizenz