Mensch, Bett

Migräne: „Es fühlt sich an, als würde ich es nicht überleben.“

Migräne ist ein tückischer Bastard. Er schleicht sich in all seinen Formen, direkt oder durch Umwege, in dein Leben, und lässt sich einfach nicht mehr abschütteln. In Deutschland leiden rund 18 Millionen Menschen an Migräne, Tendenz steigend. Und keiner scheint wirklich zu wissen, warum. Was uns hilft, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Vielleicht ist auch das der Grund, warum die Krankheit so unerforscht ist. Jedes menschliche Gehirn ist unterschiedlich, und da für alle ein Heilmittel oder zumindest nur eine Linderung zu finden, stellt Ärzte und Wissenschaftler gleichermaßen oft vor eine Sackgasse. Aber aus Schmerz kann eben auch gutes entstehen. Salvador Dalí, Richard Wagner und Marie Curie litten an Migräne, und schafften es, aus ihrem Leiden etwas zu gewinnen. Neben dem körperlichen Leiden ist es auch das soziale Stigma, das es so vielen Menschen erschwert, über das Thema zu reden. Wir haben mit vier von ihnen gesprochen.

  • Mädchen, Schatten

    !

    Sara, 24

    Ich hatte meine schlimmsten Migräne-Attacken in der Schulzeit. Ich dachte allerdings lange, dass es ein einfacher Kopfschmerz sei, wie ihn auch andere bekommen und ich mich bestimmt bloß anstelle. Häufig setzten die Schmerzen vor wichtigen Prüfungen oder in ähnlichen Stresssituationen ein. Weil mir Lehrer und Mitschüler nach einiger Zeit nicht mehr glaubten, versuchte ich die Migräne einfach auszusitzen, was letztendlich damit endete, dass ich heulend mit der Stirn auf der Tischplatte im Unterricht saß. Aus der (gar nicht so irrationalen) Angst, abhängig von Schmerztabletten zu werden (zu dieser Zeit hatte ich mindestens einmal pro Woche eine Attacke), versuchte ich immer wieder darauf zu verzichten. Ich probierte es mit dem Massieren der Stirn und Augenhöhle, mit Kühl-Packs und Ruhe. Doch die Attacken dauerten immer einige Stunden an. Und die Zeit bis ich dann doch zur Tablette griff, verbrachte ich – vor Schmerzen schreiend – in der Dunkelheit meines Zimmers. Heute habe ich zum Glück nur noch extrem selten Migräne. Mir ist jetzt sofort klar, dass das seltsame Gefühl, das sich wie von außen über meine Stirn legen zu scheint, die androhende Migräne ist und dann greife ich direkt zum Schmerzmittel. Ich besitze keine Handtasche, in der nicht in irgendeinem Fach eine 600mg Ibuprofen versteckt ist. Denn kann ich in diesem Zeitfenster keine Tablette nehmen, erwartet mich ein langer dicker Nagel, der kontinuierlich durch mein Auge in mein Gehirn gerammt wird – so fühlt es sich zumindest an.