Zukunft Was Ist Aus Mir Geworden

Zurück in die Zukunft: Was ist nur aus uns geworden?

„Will I be pretty, will I be rich?“

 

Sieben Jahre sind seit meinem Abitur vergangen und ich fühle mich nicht mehr wie 20. Aber in das Bild einer bald 30-Jährigen passe ich genauso wenig. Eigentlich trifft mein Leben und das vieler meiner Altersgenossen auch sonst keine Vorstellung von irgendeinem Alter. Wie alt ist jemand, der nicht mehr reist, um sich selbst zu finden? Wie alt ist jemand, der den Wechsel zwischen Heimaten, Jobs und Partner*innen routiniert über die Bühne bringt? Wie alt ist jemand, der nicht mehr von einem Einfamilienhaus und stattdessen von einem alten VW-Bus träumt? Die Vergangenheit unserer Eltern war wohl lange Zeit unser dominantes Bild von Zukunft, in unseren Köpfen war ihr 30 auch unser 30.

 

Aus unserer Zukunft ist mehr geworden als eine Vorstellung vom Leben

 

Ich klappe dieses sentimentale Artefakt zu. Denn am Ende ist so ein Schwall Nostalgie eben auch nichts anderes als eine Erinnerung daran, dass in dieser Zeit bestimmte Vorstellungen von Politik, Sexualität und Gesellschaft sehr dominant waren. Jahre später existieren dementsprechend auch viel mehr Nuancen vom Älterwerden in unseren Wirklichkeiten. Unabhängig davon, ob wir nun im Chefsessel sitzen, den ersten Kredit für Kinderzubehör aufgenommen haben oder Vollblut-Gen-Y sind, haben wir doch viel gelernt und Dinge erreicht, die wichtig sind.

Wir halten es gut mit uns alleine aus. Wir schwimmen gegen den Strom und wissen, dass wir trotzdem geliebt werden. Wir bekommen weitaus schönere und passendere Komplimente – und wir geben sie nur, weil wir sie so meinen. Wir sind in unseren Entscheidungen herrlich frei von der Bewertung anderer. Beziehungen zu anderen Menschen haben Tiefgang und Seele. Wir lieben das, was wir tun, und tun zum größten Teil nur das, was wir wollen. Wir dürfen lernen und uns verändern. Wir erlauben uns selbst Fehler. Wir kennen unsere schlechten Seiten und finden uns trotzdem gut. Unsere Meinung hat Gewicht. Wir sind glücklich. Wir sehen die Welt nicht nur in Magazinen und in riesigen Fernsehapparaten, wir schmecken, fühlen, hören, erfahren sie selbst. Wir haben uns selbst und andere überrascht. Wir kennen die buntesten Facetten von Liebe und Freundschaft. Wir haben Ja gesagt, Abenteuer erlebt. Wir haben gelernt, Nein zu sagen und auf unser Bauchgefühl zu hören. Wir haben viele schwierige Herausforderungen gemeistert – und man sieht uns das nicht immer an, weil wir das Leben trotzdem lieben.

Was ich damit sagen möchte ist, dass wir viel erreicht haben und uns die Frage, was aus uns geworden ist, keine Angst machen muss. Aus unserer Zukunft ist mehr geworden als eine Vorstellung vom Leben, mehr als ein verstaubter Wunsch. Unser Jetzt ist ein facettenreiches Einzelstück, geformt von Party-Eskapaden, Liebesirrungen, Jobtragödien, Sonntagen im Bett, Freunden auf der ganzen Welt, dem Bewusstwerden, wer wir sind und vielem mehr. All diese vielen Details in unserem Denken und in unserer Attitüde machen Größe aus – und das ist doch das, was wir suchen. Was wir damals auch schon wollten. Und wer weiß, ein paar Jahre haben wir ja noch bis zur ersten Million, zum Babybauch oder zur Weltverbesserung.

 

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Bildquelle: Franca Gimenez unter CC BY-ND 2.0