21 vs 29: Wie sich das Leben verändert, wenn man auf die 30 zugeht
Es ist wieder mal Montag morgen. Am liebsten würde man sich nochmal im Bett umdrehen und die Vorlesung schwänzen.. Doch dann fällt einem ein, dass man ja gar nicht mehr zur Uni geht, sondern zum 9 Uhr Meeting im Büro erwartet wird, wo Anwesenheitspflicht besteht, und das 5 Tage die Woche! Wie konnte die Zeit nur so schnell vergehen? Obwohl man sich noch nicht wirklich erwachsen fühlt, ist man es irgendwie doch, wenn man seinen Alltag genau unter die Lupe nimmt.
Work work work statt Seminar
Nachdem man es endlich aus dem Bett geschafft hat, wartet ein 8-stündiger Arbeitstag auf einen. Natürlich gibt es einige Freunde, die mit 29 noch nicht im typischen Berufsleben angekommen sind, sondern zum Beispiel immer noch studieren. Und doch gibt es Einige, mich eingeschlossen, die glücklich darüber sind, einen halbwegs gut bezahlten Job zu haben und nun dabei sind, sich an diesen neuen Lebensabschnitt zu gewöhnen. Klar, endlich hat man mehr als 10 Euro auf dem Konto aber ein großer Teil des Gehalts geht sofort in Form von Steuern drauf oder wird für die Miete und Lunch mit den Kollegen ausgegeben. Jede Woche nimmt man sich deshalb vor, einfach Zuhause mehr zu kochen, um was mit auf die Arbeit nehmen zu können. Doch kaum ist man auf dem Nachhauseweg, setzt die Müdigkeit ein und statt vor dem Herd findet man sich doch vor Netflix wieder.
Schnell wird einem außerdem bewusst, dass das Office Leben dem Gossip Girl Drehbuch mehr ähnelt als es einem lieb wäre. Während man seinen Kommilitonen einfach aus dem Weg gehen konnte, wenn man keinen Bock auf sie hatte, hängt nun die Karriere davon ab, sich mit den Kollegen gut zustellen. Das Hauptthema jeder Mittagspause sind Bürodramen, unbeliebte Kollegen und die letzte Kündigungswelle.
Trotz all dem hätte man den Job wahrscheinlich längst hingeschmissen, wären da nicht auch ein paar nette Kollegen, die einem die Arbeitswoche erträglich machen. Zusammen schmiedet man während viel zu langen Kaffeepausen Startup Pläne oder lästert über den Chef.
Vasen statt Bandshirts
Nach der Arbeit sehnt man sich vor allem nach zwei Dingen – einem Glas Wein und Entspannung. Deswegen verwendet man das hart verdiente Geld und die Freizeit dafür, das Zuhause in eine Wohlfühloase zu verwandeln, die ihren eigenen Instagram-Account verdient hätte. In die Buden, in denen wir zu Studentenzeiten gewohnt haben, würden wir jetzt keinen Fuß mehr setzen oder zumindest erstmal aufräumen und dann alles nach minimalistischen Richtlinien einrichten. Als Startup Mitarbeiterin ist man trotzdem etwas schockiert, wenn Freunde, die bei den Gehaltsverhandlungen etwas mehr Glück hatten als man selbst, berichten, dass sie ihre neue Wohnung gerade mit einer Vase für 100 Euro und einem Sofa, das 2 Monatsgehälter verschlingt, ausgestattet haben.
Statt Bandpostern und Shirts sammeln wir jetzt Pflanzen. Wenn man seine Mädels besucht, bestaunt man ihre Sammlung und holt sich Tipps für die Pflege von Monsteras. Auch der Netflix Algorithmus hat uns schon durchschaut und schlägt uns deshalb ausschließlich Sendungen zu den Themen Umzug, Interior Design und Gärtnern vor.
Früher hatte man noch Hobbies und regelmäßig Sport gemacht. Nach 8 Stunden vor dem Arbeitsrechner fehlt einem heute die Energie für solche Aktivitäten. Man ist glücklich, wenn man es schafft, mal mehr als 2 Seiten vom aktuellen Buch zu lesen, das Bad zu putzen oder sich mit Freunden auf einen Drink zu treffen. Als ausgeschlafener Student reichte am Donnerstagabend noch eine Club Mate, um wieder Energie für den Club zu sammeln.
Akne is there to stay.. Falten auch
Mit Anfang 20 waren eine coole Verpackung oder der Preis noch überzeugende Argumente, um Hautpflegeprodukte zu kaufen, doch je mehr man auf die 30 zugeht, desto häufiger greift man zu Tagescremes mit Hyaluronsäure und Lichtschutzfaktor. Das Reinigungsgel muss natürlich ph-neutral sein und abends besteht unsere Beauty Routine aus 10 Schritten, die wir uns von einer genauso verzweifelten Youtuberin abgeschaut haben.
Da man schon immer mal wissen wollte, wie man sich ohne den täglichen Hormoncocktail namens Pille fühlt, der seit dem 15ten Lebensjahr auf dem täglichen Speiseplan steht, setzt man ihn ab. Zwar hat das einen positiven Einfluss auf die Psyche, allerdings strahlt das Gesicht so, als wäre man wieder in der 10ten Klasse.
Mit 22 ist die Haut zwar auch durch Trinkgelage und Prüfungsstress in Mitleidenschaft gezogen worden, trotzdem sah man nach einer durchlernten Nacht oder einem Festival Wochenende im Vergleich zu jetzt noch ziemlich frisch aus.
Mit viel Glück hat man nach vielen Experimenten immerhin eine Haarfarbe gefunden, die einem steht und kann es sich erlauben, mehr als einmal pro Jahr zum Friseur zu gehen.
Hochzeitsalarm
In einem Moment fantasieren wir darüber, wie toll es wäre, mit dem aktuellen Kerl zusammen zu ziehen und dass man den befreundeten Pärchen dann endlich mal etwas voraus hätte. Kurz darauf stellt man aber geschockt fest, dass sich mittlerweile bereits 90% des Bekanntenkreises eine Wohnung mit dem Partner teilt, verheiratet ist, versucht schwanger zu werden oder die Fürsorgepflicht zumindest schon mit einem Hund oder einer Katze übt.
Wie konnte das passieren? Eben hat man doch noch gemeinsam Tinder Stories ausgetauscht und die Augen verdreht, wenn jemand aus der Schule Hochzeitsbilder auf Facebook gepostet hat. Für immer mit einer Person zusammen sein? Heirat? Viel zu konservativ! Anscheinend ändert sich die Einstellung dazu schnell, wenn man die richtige Person kennen lernt oder die Torschlusspanik zu groß wird.
Tritt beides nicht ein, stellt man irgendwann fest, dass alle guten Typen und Mädels vom Markt sind. Dann bleibt einem nichts anderes übrig, als die erste Scheidungswelle abzuwarten und bis dahin ein paar Eier einzufrieren.
Beide sind das Problem
Dating mit Ende 20 bedeutet, dass beide Parteien (meistens) schon mindestens eine toxische oder intensive Beziehunge hinter sich haben, die wahrscheinlich noch nicht verarbeitet wurde und deshalb jede zukünftige Partnerschaft negativ beeinflussen wird.
Dazu kommt, dass die Zeit knapp wird. Wir können es uns nicht mehr erlauben ein paar Monate mit jemandem zu verschwenden, nur weil er süß ist und eine coole Lederjacke trägt. Die innere Uhr tickt und außerdem wird es irgendwann langweilig, die immer gleiche Art von Mensch zu daten, die sich nicht festlegen will.
Bars sind die neuen Clubs
Statt Hausparties sind die Wochenenden voll mit Moving-Together und Bachelorette Events. Es scheint fast so, als ob die Zeiten des Betrinkens ohne Anlass vorbei wären.
Kein Wunder also, dass unsere Alkoholtoleranz auf dem niedrigsten Punkt aller Zeiten ist. Während mit Anfang 20 beim Vortrinken eine Flasche Wein und 3 Bier vernichtet wurden, reichen heute 2 Aperol Spritz, um uns in einen ähnlichen Zustand zu versetzen. In Clubs schaffen wir es deshalb nur noch selten. Für stundenlanges Schlangestehen fehlt uns zudem mittlerweile einfach die Motivation. Nach ein paar Drinks in der Stammkneipe sehnen sich alle nach dem Bett. Außerdem möchte man ja auch fit sein für die Yogastunde am nächsten Morgen.