8 Fragen, 8 Antworten: Wie entstehen Ticks?

Ein Schnipsen mit den Fingern, ein Zucken im Gesicht: Die meisten Ticks zeigen sich in größtenteils unkontrollierbaren Bewegungsabläufen. Aber wie entstehen Ticks eigentlich? Und könnte man sie auch einfach unterdrücken? Die Ärztin für Psychiatrie und Neurologie, Frau Dr. Christa Roth-Sackenheim klärt uns auf und gibt Einblicke in Behandlungsmethoden und das Leben mit Ticks.

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Wie entsteht ein Tick?

Man geht davon aus, dass es dabei eine Störung der Bewegungssteuerung gibt. Der Ort im Gehirn ist das sogenannte Extrapyramidale System, ein Netzwerk, das die unwillkürlichen Bewegungen steuert, also die Bewegungen, über die man nicht groß nachdenkt. Hier scheint eine Störung der hemmenden Neuronen vorzuliegen, weshalb es zu Überbewegungen kommt. Die Gefahr einen Tick zu entwickeln, hängt auch davon ab, ob die Person die entsprechenden Gene vererbt bekommen hat.

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Welches sind die häufigsten Ticks?

Die häufigsten Ticks sind Bewegungsstörungen, also unkontrollierbare Zuckungen der Gesichtsmuskulatur, des Schultergürtels, der Arme, aber das gesamte Bewegungssystem kann betroffen sein. Im Wesentlichen gibt es motorische und verbale Ticks, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Auch nach Ursache (primär oder durch eine andere neurologische Erkrankung ausgelöst) kann unterschieden werden. Jeder kennt aber auch harmlose Ticks, wie z. B. leichte, kaum sichtbare Zuckungen um die Augen oder um die Mundwinkel, die bevorzugt bei Stress auftreten können und die in der Regel nach wenigen Minuten wieder verschwinden.

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Können Ticks unterdrückt werden?

Grundsätzlich lassen sich die Ticks allenfalls eine gewisse Zeit willentlich unterdrücken, irgendwann kommen sie aber wieder durch. Man kann aber versuchen individuelle Bewältigungs- bzw. Vermeidungsstrategien zu entwickeln. „Wegüben“ kann man die Ticks aber nicht.

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Wie werden Ticks therapeutisch behandelt?

Je nach Ausprägung können Ticks mittels Verhaltenstherapie (Erlernen von Kompensationsstrategien), Medikamenten oder auch Hirnschrittmachern behandelt werden. Grundsätzlich können Ticks medikamentös durchaus erfolgreich dauerhaft behandelt werden. Beim Absetzen der Medikamente wird der Tick aber wiederkommen.

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Können sie auch ohne Medikamente in den Griff bekommen werden?

Bei leichteren Formen ja, durch Erlernen von Kompensationsstrategien, z. B in der Begrenzung von Zeiten, die man in Anspannung in Kontakt mit anderen Menschen verbringt. Je sozial ausgrenzender die Störung ist, um so notwendiger werden medikamentöse Maßnahmen.

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Wie häufig treten Ticks auf?

Bei Kindern finden wir Zahlen zwischen 0,3 bis 12%, im zunehmenden Alter wird es deutlich weniger. Jungs sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Mädchen, bei ADHS-Betroffenen treten Ticks auch häufiger auf.

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Beim Tourette-Syndrom sind ja Fluchworte ein häufiger Tick. Warum treten gerade die Wörter auf, die in der Gesellschaft verpönt sind?

Das scheint mit der fehlenden Hemmung auf neuronaler Ebene zusammenzuhängen. Was soziale Scham oder internalisierte Tabus bei „normalen“ Menschen verhindern, wird bei Tourette Patienten durchbrochen.

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Wie legt sich fest, welche Wörter da gesagt werden?

Hier gibt es nach meiner Kenntnis keine Studien. Psychoanalytische Ansätze, also Forschung, was das unbewusst bedeuten könnte, was der Mensch da im Tick sagt, sind mir nicht bekannt. Es scheint eher daher zu kommen, was im jeweiligen Kulturkreis eigentlich tabu ist. Das wäre künftig ein interessanter Forschungsansatz.

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