Carolin von Glasperlenspiel

„Weil ich auf jeden Fall 150 Prozent Feministin bin“ – Interview mit Carolin von Glasperlenspiel

Das Wort Glasperlenspiel klingt verspielt, melodisch und interessant. Passend also, dass Glasperlenspiel der Band-Name von Elektro-Pop-Duo Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg ist. Die beiden sind aus der deutschen Musikszene kaum noch wegzudenken. Ihr Hit „Geiles Leben“ zählt zu den meistverkauften deutschen Singles aller Zeiten. Vergangene Woche veröffentlichten Glasperlenspiel ihre neue Single „Sunglasses“, in der sie Corey Harts Hit „Sunglasses At Night“ sampelten. Aber Carolin startet auch als Solo-Künstlerin voll durch. Im Juli veröffentlichte sie einen Charity-Song für die feministische Bewegung Frauen100.

ZEITjUNG hat sich mit Carolin von Glasperlenspiel unterhalten. Ein Gespräch über Leidenschaft, Feminismus und die Liebe zur Musik.

Daniel Grunenberg und Carolin Niemczyk von Glasperlenspiel. Bildquelle: Universal Music

ZEITjUNG: Bevor wir anfangen: Willst du dich selbst einmal in so drei bis fünf Worten beschreiben?

Carolin: Ich bin auf jeden Fall ein kreativer Mensch, ich kann in der Kreativität viel Ruhe finden. Aber ich bin grundsätzlich auch sehr ungeduldig. Mein Kopf ist immer gleichzeitig bei mehreren Themen und Sachen und Dingen und dann sprudeln die Ideen nur so. Dann mache ich das eine und kann das aber nicht abschließen, weil ich schon das andere beginne. Sehr zerstreut irgendwie. Aber ich liebe es, Musik zu machen. Der schönste Teil meines Jobs ist es, auf der Bühne zu stehen.

ZEITjUNG: Vor ein paar Tagen ist ja eure Single „Sunglasses“ erschienen. Worum geht es in eurem neuen Song?

Carolin: Es geht auf jeden Fall um Herzschmerz. Es geht aber auch ein bisschen darum, dass man durch eine schwere Zeit geht und um das, was man vielleicht gerade auch ein bisschen zur Seite schieben will. Um die Gefühle, die man verstecken will, damit man hinter den Sunglasses die Tränen nicht sieht. Wir sind auch ganz große Fans von der Originalnummer von Corey Hart. Wir kennen ihn und sein Lied noch aus unserer Kindheit. Wir haben uns dann tatsächlich mit ihm kurzgeschlossen, was natürlich auch eine total große Ehre war. Dann haben wir zusammen mit Corey Hart unsere Version erarbeitet. Das ist ein richtig cooler Hybrid geworden aus dem Original und dem, was wir dazugegeben haben.

ZEITjUNG: Hat euch das Thema Herzschmerz denn auch persönlich beschäftigt in der letzten Zeit?

Carolin: Es ist natürlich gerade keine einfache Zeit, wenn man sich alleine mit den Nachrichten und dem, was gerade in der Welt passiert, beschäftigt. Ich kann mir vorstellen, wie das ist, wenn man jetzt Teenie ist und das Leben fängt gerade an. Dann war da jetzt eben diese Pandemie und auf einmal passieren so schreckliche Dinge auf der Welt. Irgendwie ist es dann einfach so, dass man versucht, den ganzen Schmerz, den man hat, beiseite zu schieben und sich abzulenken. Ich bin jetzt über 30 und mich beschäftigt das alles auch die ganze Zeit.

ZEITjUNG: Wie fühlt es sich für dich an, wenn du in den Songs dann so viel von dir selbst offenlegst und verrätst?

Carolin: Ich habe wirklich schon auch ganz persönliche Songs geschrieben. Der persönlichste Song, den ich je veröffentlicht habe, war einer über die Beziehung zu meinem Vater. Da muss ich schon sagen: Während man das schreibt, ist es ein befreiendes Gefühl. Man geht durch diese ganzen Gefühlswelten noch einmal durch und das ist auch wichtig, wie so eine Art Therapie. Ich habe mich dann auch dafür entschieden, den Song live zu performen. Ich habe gemerkt, dass es mir total gutgetan hat, diese Geschichte mit anderen Leuten zu teilen. Und man kriegt dann ja auch Feedback von Menschen, die vielleicht ähnliches erlebt haben. Als Künstler ist das eines der schönsten Feedbacks, die man kriegen kann: Jemandem zu helfen.