Muttertag Eltern Kinder

Kritik am Muttertag: Ist der „Elterntag“ die Lösung?

Im Jahr 1923 gab es in Deutschland den ersten Muttertag. Da dies nun auch schon 100 Jahre her ist, ist die Frage durchaus berechtigt: Ist der Muttertag überhaupt noch zeitgemäß?

Disclaimer: Der Artikel enthält subjektive Standpunkte des Autors.

Die Antwort fällt von Person zu Person unterschiedlich aus: Für die einen würdigt der Muttertag die Bemühungen von Frauen mit Kindern. Andere sehen darin eine weitere Reduzierung von Frauen auf die Mutterrolle, die ihnen noch heute von Teilen der Gesellschaft aufgezwängt wird – so wie der Familien- und Bildungsforscher Wassilios Fthenakis.

„Der Muttertag baut Druck auf Frauen auf, die tagsüber keine Zeit haben, sich um die Kinder zu kümmern.“

Wassilios Fthenakis (Quelle: ZDF)

Der Muttertag ist seiner Ansicht nach ein „Normierungsinstrument“, welches Frauen in der Gesellschaft diktieren will, wie sie zu sein haben. Der renommierte Pädagoge setzt sich daher für einen gemeinsamen „Elterntag“ ein, der ein „Tag der Liebe, des Miteinanders, des Verständnisses und Respekts“ sein soll. Und auch die Theologin Maren Bienert sieht Vorteile in einem geschlechterübergreifenden Elterntag, welcher dann nicht nur Männer und Frauen, sondern auch queere und nonbinäre Menschen in familiärer Verantwortung würdigt. Die können nämlich auch alle Eltern sein, selbst wenn sie keine Mütter sind.

„Damit würden gleich mehrere Familienkonstellationen aufgewertet und Menschen sichtbar gemacht, die für Kinder Eltern sind und familiale Verantwortung übernehmen.“

Maren Bienert (Quelle: Stuttgarter Nachrichten)

Gerade Männer wünschen sich laut Bienert, in ihrer Fürsorge für Kinder endlich ernster genommen zu werden. Während sich am Muttertag nämlich alles um die Beziehung zwischen Mutter und Kind dreht, so wird bei Männern davon ausgegangen, dass sie sich am Vatertag mit Bratwurst und Bier selbst einen schönen Tag machen. Das würdigt die Väter, die wichtige Care-Arbeit leisten, nicht im Geringsten. Noch dazu verstärkt es die Vorstellung, dass Väter kein Teil der Kindererziehung sind (oder sein müssen).

Aus der Zeit gefallen?

Heutzutage erscheint die Trennung zwischen Mutter- und Vatertag überholt: Viele Menschen empfinden es aus gutem Grund als ungerecht, wenn Mütter und Väter an unterschiedlichen Standards gemessen werden. Es ist daher wichtig zu betonen, dass auch Väter Fürsorge für ihre Kinder übernehmen müssen (die über den Verdienst des Lebensunterhalts hinausgeht) und dass Frauen mehr als nur Mütter sind. Der Elterntag wäre daher eine elegantere, inklusivere und gerechtere Alternative zum inzwischen doch recht verstaubten Muttertag. Und es ist ja nicht so, dass wir dadurch die Arbeit von Müttern weniger wertschätzen würden. Wir würden nur die Verantwortung – und Wertschätzung – des Elternseins gerechter verteilen.

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Bildquelle: Andrea Piacquadio via Pexels, CC0-Lizenz