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Eine Liebeserklärung an: Die Serie „Sex and the City“

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

 

Ein Bett, eine Tafel Schokolade, ein Laptop & „Sex and the City“ – mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein. Ganz schön gut. Die Serie unterhält mich, lenkt mich ab, erklärt mir die Männer und die Welt. Mit ihr verbringe ich gerne meinen Sonntagmorgen, meinen Montagabend und auch die Tage, an denen ich krank bin oder es regnet. Ach, eigentlich passt sie immer. Seit ganzen 20 Jahren gibt es sie jetzt. Und seit 20 Jahren ist „Sex and the City“ eine Bereicherung für uns Frauen.

Ja, ich rede von der Serie. Denn nur, wer sie und ihre 94 Folgen und nicht bloß die Filme gesehen hat – von vorne bis hinten – kann behaupten, „Sex and the City“ zu kennen. Und wer sie einmal gesehen hat, hat sie auch mehrmals gesehen. Sie tut in jeder Phase des Lebens gut. „Sex and the City“ ist Bett und Badewanne, Schoki und Wein, beste Freundin und Mama in einem. Sie schmiegt sich warm und weich, fürsorglich und liebevoll um mich, füttert meine Seele mit süßen Köstlichkeiten und ist für mich da.

 

So viel mehr als eine Serie

 

„Sex and the City“ ist Carrie, Miranda, Charlotte und Samantha. Manhattan und die frühen 2000er. Brunch am Samstagvormittag in einem typischen New Yorker Café und Cosmopolitan am Samstagabend in einer totschicken, neuen Bar. „Sex and the City“ ist viele Männer und noch mehr Sex. Viel zu verrückte, viel zu teure Outfits und viel zu hohe Schuhe. Unbezahlbare Freundschaften und unbezahlbare Wohnungen. Tiefe Liebe und schmerzende Trennung. Fehler, Bereuen und Verzeihen. Frauenpower. „Sex and the City“ ist so weit weg von einem Leben in einer deutschen Kleinstadt und trotzdem so nah dran an uns allen. Es ist all das, was alle Mädels und Frauen in ihrem Leben mal fühlen. Und passt deshalb auch in jeder Lebenslage.

Die Serie war da, als ich 15 war. Meine Freundinnen und ich haben bei unseren Sleepovers alles von Carrie und ihren Freundinnen gelernt, was wir bis dahin nicht über Männer, Frauen, Liebe und Sex wussten. Wir haben gekichert, wenn sich Samantha mal wieder beschwerte, dass ein Kerl sie nicht befriedigen konnte, und geschimpft, als Carrie das zwanzigste Mal zurück zu Mr. Big gerannt ist. Um dann am nächsten Tag selbst unsere heimliche große Liebe wieder anzurufen. Natürlich wollten wir immer sein wie die vier besten Freundinnen aus Manhattan. Mit 15 will man genauso sein, genauso reden, genauso laufen, genauso aussehen wie das Vorbild.

 

 

Da kam uns Fasching sehr gelegen. Vier Mädel in New York City gleich vier Rollen für vier Mädels aus Würzburg. Einmal Carrie sein, das war mein Traum. Einmal Samantha sein eher nicht – mit 15 wollte keiner Samantha sein. Heute dagegen würde ich aus Jux und Tollerei für einen Abend im viel zu kurzen Kleidchen und viel zu großem Selbstbewusstsein Männer plump anmachen und nur über Sex reden. Und als ich einer Freundin sagte, sie sei der biederen Charlotte ähnlich, war sie beleidigt. Wir konnten uns nicht einigen, wer welche Rolle übernehmen sollte, also ließen wir es bleiben und gingen stattdessen als Aliens. Aber tief im Inneren fühle ich mich nach wie vor mit Carrie verbunden.

 

Diese Serie ist zeitlos

 

Und sie war auch da, als ich 21 war und den ersten richtig fetten Liebeskummer hatte. So konnte ich lachen und weinen, den Protagonistinnen beim Scheitern, beim Trennen und beim Aufrappeln zuschauen. Die Folgen waren Entertainer und Psychologe zugleich. Damit konnte ich den Schmerz irgendwie besser verarbeiten. Und wieder war Carrie mein Vorbild. Aber diesmal eher auf die inspirierende Art und Weise. Ich will nicht unbedingt in Manhattan leben, Manolo Blahniks tragen oder Kettenrauchen. Ich will aber mehr so wie Carrie nach meinen Gefühlen entscheiden, bedingungslos auf mein Herz hören, Fehler machen, aber nichts bereuen. Und natürlich so klug und witzig schreiben wie sie.

Ich behaupte, „Sex and the City“ ist zeitlos. Denn vermutlich wird diese Serie auch wieder da sein, wenn ich 27, 33 oder 45 bin. Und in jedem Alter wird sie andere Gedanken und Gefühle in mir auslösen. Natürlich entspricht die Qualität nicht HD-Standards und einige der Aussagen der Protagonistinnen sind deutlich diskriminierend. Doch mit dem Wissen, dass sie in Deutschland erstmals 1998 gezeigt wurde, kann ich darüber hinwegsehen. Gleichzeitig sind da nämlich auch vier Frauen, die alle beruflich sehr erfolgreich und selbst bestimmt sind. Die emanzipierte Miranda, die alleinerziehend als Rechtsanwältin arbeitet, ist heute nach wie vor für viele ein Ziel.

 

Ihre Fehler machen die Serie ehrlich

 

Die Charaktere haben alle ihre Fehler und genau das macht die Serie so ehrlich, nahbar und realistisch. Ich schimpfe nicht über Carrie, wenn sie zum zwanzigsten Mal zu Big zurück rennt. Das mag nicht besonders emanzipiert, stark oder unabhängig von ihr sein, aber es zeigt eine auch mal schwache, von ihren Gefühlen überwältigte Frau, die lebt und liebt. Die sind wir doch alle ab und zu. Ich würde mich als selbst bestimmte Frau bezeichnen, bin aber auch mal schwach und überfordert und schon nachts zu einem Typen gefahren, von dem ich die Finger hätte lassen sollen. Wer nicht?

Also, come on. Mit gesundem Menschenverstand weiß jede von uns diese herrlich unrealistische Seite der Serie – etwa den Lifestyle der vier Frauen – von der sehr wohl realistischen Seite – wie deren Gefühlsleben – zu unterscheiden. Und dann können wir alle mit einem nicht allzu ernsten Blick Tage mit den New Yorker Mädels verbringen.

Danke, liebes „Sex and the City“, für so viel Spaß und Unterstützung an so vielen Sonntagmorgen, Montagabenden und Tagen mit Liebeskummer oder Krankheit. Auf weitere 20 Jahre Bereicherung!

 

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Bildquelle: Screenshot Youtube, Serie von HBO